Wien - Pfuschen feiert in Österreich weiter "fröhliche Urständ". Heuer dürfte die Schattenwirtschaft doppelt so schnell wie die offizielle Wirtschaft wachsen, prognostiziert Professor Friedrich Schneider von der Johannes Kepler-Universität Linz. Als Grund nennt der Experte vor allem die stark gestiegene Belastung durch Steuern und Sozialabgaben auf Grund der einnahmenseitigen Budgetsanierung. Im Jahr 1975 machte Pfuschen hierzulande "nur" rund 2,0 Prozent des offiziellen BIP oder rund 900 Mill. Euro (12,4 Mrd. S) aus, bis heute ist das wertmäßige Volumen aus Schwarzarbeit rasant nach oben geschnellt und hat sich mehr als verzwanzigfacht. Für 2002 schätzt der Linzer Professor das Volumen der heimischen Pfuschwirtschaft auf 10,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), nach seinen Berechnungen entspricht das 21,8 Mrd. Euro (300 Mrd. S). Plus drei Prozent Laut Schneider wird die Schwarzarbeit in Österreich im heurigen Jahr um gut 3 Prozent zunehmen und damit rund doppelt so stark wachsen wie das offizielle BIP, für das die österreichischen Wirtschaftsforscher einen Anstieg um 1,2 Prozent (Wifo) bis 1,6 Prozent (IHS) annehmen. Im vergangenen Jahr stieg Österreichs "Pfusch-Quote" von 10,1 auf voraussichtlich 10,5 Prozent des BIP (offizielle Statistiken fehlen noch), das Volumen des "Schwarzverdienens" dürfte von 19,8 Mrd. Euro (2000) um nahezu 7 Prozent auf 21,1 Mrd. Euro (Schätzung 2001) zugelegt haben. Massnahmen Nur eine konsequente Senkung der Abgaben auf den "Faktor Arbeit" könne das Wachstum der Schattenwirtschaft weiter eindämmen oder zum Stagnieren bringen, meint Professor Schneider. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, wie etliche Dienste, die heute in der Schattenwirtschaft erbracht werden, legalisiert werden. Es müsse für die offizielle Wirtschaft attraktiv werden, diese Leistungen anzubieten. "Nur wenn diese beiden Wege konsequent weiter beschritten werden, kann erreicht werden, dass die Schattenwirtschaft zumindest nicht mehr schneller wächst als die offizielle Wirtschaft", lautet Schneiders Resümee. Südeuropäer und Skandinavier im OECD-Spitzenfeld Obwohl die Schwarzarbeit in Österreich in den vergangenen 25 Jahren stark zugenommen hat, liegt die Alpenrepublik mit einer "Pfusch-Quote" von 10,7 Prozent im Schnitt der Jahre 2001/2002 deutlich unter dem Durchschnitt aus 21 untersuchten OECD-Ländern (16,7 Prozent). Österreich befindet sich damit ebenso wie die Schweiz (9,4 Prozent) und die USA (8,7 Prozent) im unteren Drittel, wie Schneider in einem Vergleich festgestellt hat. Spitzenreiter im Pfuschen sind die südeuropäischen Länder, deren Schattenwirtschaften laut Schneider zwischen 25 und 30 Prozent des offiziellen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Danach folgen die Skandinavier (zwischen 17 und 19 Prozent). Beim Anteil der Schwarzarbeit am BIP führt Griechenland mit 28,5 Prozent den OECD-Vergleich an, vor Italien (27 Prozent), Portugal und Spanien (je 22,5 Prozent) sowie Belgien (22,0 Prozent), gefolgt von den skandinavischen Ländern Schweden (19,1 Prozent), Norwegen (19,0 Prozent), Finnland (18,0 Prozent), Dänemark (17,9 Prozent). (APA)