International
US-Marinestützpunkt Guantanamo ist gut abgeschirmt
Minen, Stacheldraht und das Meer - Kuba beobachtet Unterbringung der Gefangenen mit Gelassenheit
Guantanamo - Fast hätte man ihn vergessen, den letzten
Militärstützpunkt der USA in Lateinamerika. Im Kalten Krieg
strategisch wichtig, geriet die Basis Guantanamo auf Kuba in den
vergangenen Jahren zunehmend in Vergessenheit. Mitte der 90er Jahre
hatten die USA dort noch haitianische und kubanische Flüchtlinge
untergebracht. Danach wurde das Gelände als Trainingslager für
US-Soldaten genutzt. Nun sind die ersten afghanischen
Kriegsgefangenen der USA auf dem Weg nach Guantanamo. Der Grund für die Entscheidung, die Gefangenen dort zu
inhaftieren, sind Sicherheitsüberlegungen. Das 117 Quadratkilometer
große, im Südosten Kubas gelegene Gelände liegt rund 1000 Kilometer
von der Hauptstadt Havanna entfernt. Minen und Stacheldraht und nicht
zu letzt das offene Meer verhindern die Flucht der Häftlinge. Die
Unterbringung der Gefangenen in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem
Staat, der gegen den Afghanistan-Krieg ist, scheint paradox. Doch die
kubanische Regierung bereitet den USA keine Probleme. "Wir sehen
dahinter keine feindliche Absicht", sagt der General Jose Solar
Hernandez bei einem Besuch vor den Toren des US-Stützpunkts.
Doch an den Forderungen Kubas ändern die Äußerungen Solars nichts.
Seit 1959 der Revolutionär Fidel Castro kubanischer Staatspräsident
wurde, verlangt der Inselstaat die Enklave zurück, die Kuba 1903 den
USA als Dank für ihren Beistand im Krieg gegen Spanien schenkten.
1934 vereinbarten die beiden Staaten, dass das Territorium nur im
beiderseitigen Einvernehmen an Kuba zurückgehen darf.
Durch den als "Kuba-Krise" in die Geschichte eingegangenen Streit
um die Stationierung sowjetischer Raketen auf der Insel wurde der
Stützpunkt Guantanamo 1962 zu einem Symbol der Konfrontation zwischen
Kapitalismus und Sozialismus. Doch nach dem Ende des
Ost-West-Konfliktes schwand für die USA die strategische Bedeutung,
und die Kubaner fanden sich zunehmend mit der kapitalistischen
Festung vor ihrer Haustür ab. Etwa ein Dutzend Kubaner nahmen in den
vergangenen Jahren eine Arbeit auf dem US-Stützpunkt an, wo 500
US-Soldaten stationiert sind. (APA)