Tetovo/Pristina - Fünf Monate nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages mit der mazedonischen Regierung drohen die albanischen Rebellen mit der Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes. In einer Erklärung, die am Freitag bei der Nachrichtenagentur AP einging, warf die Nationale Befreiungsarmee (UCK) der Regierung vor, das im August unterzeichnete Friedensabkommen missachtet zu haben. Wenn sie der Minderheit der Albaner nicht wie vereinbart mehr Rechte einräume, werde es neue Gefechte geben, warnte die UCK. Ein UCK-Sprecher dagegen wies solche Pläne in Pristina als "Spekulation" zurück. 2.000 demonstrierende Albaner hinderten unterdessen Polizeieinheiten in fünf Ortschaften im Nordwesten des Landes an Patrouillen. "Das ist nicht wahr. Es ist nur eine Spekulation", sagte Hajrulla Misini, der früher als Rebellensprecher "Shpati" die UCK vertreten hat, am Freitag in Pristina. Rebellen organisieren sich neu Da die slawische Mehrheit in Mazedonien sich offenbar nicht mehr an das Abkommen gebunden fühle, sei die UCK gezwungen zu erklären, dass für sie das Gleiche gelte, hieß es in der Stellungnahme. "Wir haben bewiesen, dass wir bereit sind, frei und in Frieden mit dem Abkommen zu leben", hieß es in der Erklärung, die nur von einem "Sprecher der UCK" unterzeichnet war. "Wir haben bewiesen, das wir für unsere Rechte kämpfen können." Die Rebellen hätten begonnen, sich zu reorganisieren und ihre Einheiten zu reaktivieren. Grund sei die Tatsache, dass die Regierung das Abkommen schlicht und einfach ignoriere. Sie habe die vergangenen Monate nur dazu genutzt, Waffen zu kaufen, Milizen zu bewaffnen und die Patrouillen in den Dörfern der Albaner zu verstärken. "Wir haben unseren Teil des Abkommen respektiert. Wir waren fair bei der Umsetzung des gesamten Abkommens", erklärte die UCK. Patrouillen beenden Die Patrouillen müssten beendet werden, bis alle den Albanern zugesagten Rechte auch umgesetzt seien, erklärte die UCK. Polizei und Armee der slawischen Mazedonier seien gewarnt worden, dass die UCK keine Garantie für ihre Sicherheit übernehmen könne. Am Freitag hinderten rund 2.000 aufgebrachte Albaner eine der leicht bewaffneten Polizeieinheiten an Patrouillen in fünf Ortschaften im Nordwesten des Landes. Ein Regierungssprecher erklärte, es sei nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Die Patrouillen seien in anderen Dörfern fortgesetzt worden. Bisher ist die Polizei erst in 20 von insgesamt 120 Dörfer zurückgekehrt, die von den Rebellen besetzt worden waren. Den Albanern, die rund ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, war unter anderem eine größere Beteiligung an der Polizei, im Parlament und im Bildungssystem zugesagt worden. Unter Aufsicht der NATO hatten die Rebellen im Oktober ihre Waffen abgegeben. (APA/AP/dpa/Reuters)