Österreich
Aus für Wüsten-Projekt
Landesrat für Erlebnispädagogik in den Bergen
Linz - Der für Jugendwohlfahrt und damit für die Genehmigung und
Beaufsichtigung erlebnispädagogischer Projekte zuständige Landesrat
Josef Ackerl (S) bremste am Freitag die Euphorie der Sozialpädagogen:"Das Wüsten-Projekt wird es nicht mehr geben, und auch andere
Projekte werden geprüft, ob sie fortgesetzt werden".
Erlebnispädagogik grundsätzlich sinnvoll
Er habe bereits vor dem Bekanntwerden der Vorfälle in der Wüste
Sinai den Auftrag zur Prüfung der Sinnhaftigkeit von Projekten
irgendwo "außerhalb unseres Kulturkreises" gegeben, so Ackerl. Er
halte zwar die Erlebnispädagogik grundsätzlich für positiv, "aber die
Jugendlichen sollten sich in unseren Breiten bewähren und lernen,
hier zurecht zu kommen", meinte der Landesrat.
Aufsichtspflicht
Abgesehen davon könne das Sinai-Projekt auch deswegen nicht mehr
genehmigt werden, weil die Jugendwohlfahrt des Landes - um ihrer
Aufsichtspflicht nachzukommen - dann eigens einen Beamten in die
Wüste schicken müsste, der die Sache überwacht.
Skandinavien am ehesten geeignet
Am ehesten ist für Ackerl noch Skandinavien als Ort der
Erlebnispädagogik denkbar: "Bei den bisher dort durchgeführten
Projekte gab es keine Probleme, sie haben nur drei Wochen gedauert
und man hat sich in unserem Kulturkreis bewegt."
Erlebnispädagogik in Österreich
Für die Zukunft werde man sich aber fragen müssen, warum man
erlebnispädagogische Projekte nicht überhaupt in Österreich
durchführt, sagte Ackerl. "Es gibt auch bei uns Gegenden, von denen
man weiß, dass man dort tagelang unterwegs sein kann, ohne auf einen
Menschen zu stoßen", erklärte der Landesrat und nannte als Beispiele
das Reichraminger Hintergebirge oder die Ötscher-Region.
Erfahrung mit Almprojekt
Im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Projekte der so
genannten "Erlebnispädagogik" informierte am Freitagmittag Landesrat
Walter Aichinger (V) über ein bereits laufendes Modell des Landes
Oberösterreich, das sich gut bewähre.
Vor mehr als einem Jahr habe, so Aichinger, das Sozial-Wohnprojekt
Wegscheid des Landes Oberösterreich damit begonnen, ausgewählte
Jugendliche gemeinsam mit einem Betreuer für drei bis vier Wochen auf
eine völlig abgelegene Alm bei Laussa im Bezirk Steyr-Land zu
schicken. Meist sind es nur zwei Jugendliche, die an diesem
erlebnispädagogischen Projekt teilnehmen.
Jugendliche sollen in Abgeschiedenheit lernen Verantwortung zu übernehmen
Die Beiden sollen in dieser "Extremsituation" der Abgeschiedenheit
lernen, Verantwortung für sich selbst und ihr Handeln zu übernehmen.
Es zeige sich, "dass man für diese Art der Pädagogik nicht unbedingt
eine Wüste braucht", so Landesrat Aichinger.(APA)