Klagenfurt - In seiner zweiten Einvernahme vor einem
Schöffensenat am Freitag am Landesgericht Klagenfurt blieb der wegen
57-fachen, schweren gewerbsmäßigen Betruges angeklagte, bekannte
Herzchirurg aus der Landeshauptstadt bei seiner bisherigen
Verantwortung: "Ich bin unschuldig. Ich nahm an, ich dürfte privat
mit den Patienten abrechnen." Insgesamt 1,47 Millionen Schilling
(107.050 Euro) soll der Arzt erhalten und weitere 804.000 Schilling
(58.430 Euro) gefordert haben.
Für kurze Gespräche am Gang Geld verlangt
Auf den Vorwurf von Staatsanwältin Gebriele Lutschounig, er habe
für kurze Gespräche am Gang des LKH Klagenfurt von den Patienten
zwischen 500 Schilling (36 Euro) und 1.500 Schilling (109 Euro)
verlangt, antwortete er: "Der Bau meiner Privatordination hatte sich
verzögert, anders war der Kontakt mit den Patienten nicht möglich."
Angeklagter: Jeder bekam sein Wunschzimmer
Richterin Michaela Wietrzyk interessierte sich für die
Bettenvergabe an seiner Station: "Haben sie ihre Privatpatienten
dabei bevorzugt?" Der Primarius entgegnete ganz allgemein: "Jeder,
der darum bat, bekam sein Wunschzimmer, wenn es möglich war. Bei
Platzmangel kam es auch vor, dass normale Patienten in der
Sonderklasse untergebracht wurden. So macht man sich in der
Bevölkerung beliebt." Zum Vorwurf der Zusatzeinkommen äußerte sich
der Arzt folgend: "Ich hatte als Primarius gar nicht die Zeit, mein
Gehalt auszugeben, fuhr einen Gebrauchtwagen und lebte in einer
Zweizimmerwohnung." Für Operationen in Rumänien und Bulgarien hätte
er nichts bekommen, da es humanitäre Hilfe gewesen sei.
Feilschen um Gelbeträge
Danach kommentierte der Primarius die ersten Zeugenaussagen vor
dem Untersuchungsrichter, die folgend und ähnlich lauten: "Er
verlangte Geld für persönliche Behandlung, versprach lebensrettende
neue Operationen und feilschte um Summen." "Absurd", "völlig
haltlos", "einfach falsch" dazu die Aussagen des Arztes. Patienten
würden sich bei Daten, Terminen und Vorgängen irren. "Außerdem
operierte ich jeden, auch wenn er nichts zahlte." Einige der Vorwürfe
konnte er zerstreuen - vorläufig jedenfalls, denn im kommenden
Verhandlungsblock werden die Zeugen nochmals aussagen.
Der Prozess wird am Montag um 09.00 Uhr mit der Zeugeneinvernahme
des medizinischen Direktors des LKH Klagenfurt, Anton, Suntinger,
fortgesetzt.(APA)