Jerusalem - Die umstrittene Moschee in Nazareth soll trotz
eines Verbots der israelischen Regierung weiter gebaut werden. "Wir
werden hier bleiben und solange beten, bis die Moschee gebaut ist",
wird Nazareths Vizebürgermeister Salman Abu Ahmed, führendes Mitglied
der islamistischen Bewegung der Stadt, am Freitag in der Tageszeitung
"Jerusalem Post" zitiert, meldet die katholische Presseagentur. Die
Christen der Stadt würden den Bau der Moschee nicht ablehnen. "Im
Gegenteil, gleich nach Bekanntwerden des Bauverbots kamen viele
Christen zu uns, um ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen", so
Abu Ahmed weiter.
Moslemische Anwälte wollen den Berichten zufolge rechtliche
Schritte zum Weiterbau der Moschee unternehmen, deren Errichtung 1998
der damalige israelische Premierminister Ehud Barak genehmigt hatte.
Am Mittwoch hatte die israelische Regierung aber - dem Vernehmen nach
auf Druck des Vatikans und der US-Regierung - einen Baustopp für die
geplante Moschee in unmittelbarer Nähe der katholischen
Verkündigungsbasilika verfügt. Eine Ministerkommission soll innerhalb
von von zwei Wochen einen Lösungsvorschlag vorlegen. Augenzeugen vor
Ort berichteten, das Baugelände sei völlig abgeschirmt.
"Verärgerung"
Der Streit um den von islamischen Fundamentalisten geplanten Bau
in der Heimatstadt Jesu belastet seit zwei Jahren das Verhältnis von
Christen und Moslems sowie die Beziehungen zwischen der katholischen
Kirche und dem Staat Israel. Israel hatte nach der gewaltsamen
Besetzung des Bauplatzes durch ortsfremde Moslems das Projekt
zunächst untersagen wollen, auf islamischen Druck hin jedoch später
einer Kompromisslösung zugestimmt, die lediglich eine kleine Moschee
vorsah.
Nazareths Vizebürgermeister drückte gegenüber der "Jerusalem Post"
seine "Verärgerung" über Papst Johannes Paul II. aus. Der Papst und
der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, seien die
einzigen, "die Probleme mit der Moschee haben". Er sei "absolut
überrascht", dass sich der Papst gegen das Projekt ausgesprochen
habe. Abu Ahmed kritisierte, dass die israelische Regierung diesem
und dem von US-Präsident George Bush ausgeübten Druck nachgegeben
habe. Dem Vernehmen nach soll der Papst Bush in einem persönlichen
Gespräch um Unterstützung gebeten haben. (APA)