Berlin - Nur einmal in der bundesdeutschen Geschichte gab es vor Edmund Stoiber einen Kanzlerkandidaten aus der CSU: Bei der Bundestagswahl 1980 trat Franz Josef Strauß gegen SPD-Kanzler Helmut Schmidt an und fiel mit Pauken und Trompeten durch. Auch damals ging der Kandidatenkür der Union ein Tauziehen in den Schwesterparteien CDU und CSU voraus. Strauß setzte sich dabei gegen den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht durch, der vom CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl unterstützt worden war. Wie heute Stoiber war Strauß damals CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident. Bereits in den Jahren vor der Entscheidung war sein Verhältnis zu Kohl von tiefer Rivalität geprägt gewesen. Schon 1976 hatten Strauß und seine CSU nur äußerst widerwillig der Kanzlerkandidatur Kohls zugestimmt, der damals noch rheinland-pfälzischer Ministerpräsident war. Zuvor war es Strauß, der seit 1961 an der Spitze der CSU stand, gelungen, in zäher Arbeit seine bis dahin eher landespolitisch geprägte Partei auch bundespolitisch in die erste Liga zu bringen. Erst 1978 hatte er selbst sein Bundestagsmandat gegen das Amt des bayerischen Regierungschefs getauscht. Als Strauß 1979 seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur anmeldete, hatte ihm der noch durch die Wahlniederlage von 1976 und durch interne Kritik politisch geschwächte CDU-Chef Kohl wenig entgegenzusetzen. Folgerichtig stellte der CDU-Chef eigene Ambitionen vorübergehend zurück, brachte aber statt dessen Albrecht ins Spiel. Noch ehe sich beide Seiten über ein Verfahren zur Kandidatenkür verständigten, nahm die Fraktion die Auswahl in die Hand. In einem offiziell als Probeabstimmung deklarierten Votum setzte sich Strauß mit 135 zu 102 Stimmen gegen Albrecht durch. Der Niedersachse zog seine Bewerbung daraufhin zurück. Genützt hat Strauß dieser Erfolg wenig. Am Wahltag erzielte er mit 44,5 Prozent der Stimmen ein deutlich schlechteres Ergebnis als Kohl, der vier Jahre zuvor 48,6 Prozent für die Union erreicht hatte. Vor allem im Norden und Westen Deutschlands bekam der Bayer im Wahlkampf keinen Boden unter die Füße. Nur in Bayern erhielt die CSU 57,6 Prozent. Ansonsten blieb die Union von der erhofften absoluten Mehrheit weit entfernt. Strauß' Dauerrivale Kohl aber zog zwei Jahre später, als Schmidts sozialliberale Koalition auseinanderbrach, für 16 lange Jahre ins Kanzleramt ein. (APA)