Wien - Der letzte Versuch von Klubpräsident Walter Lugmayr
zur Rettung von Fußball-Erstdivisionär SV Braunau ist am Mittwoch
Abend fehlgeschlagen. Lugmayr konnte die vom Konkursrichter
geforderten Bankgarantien nicht vorlegen, die Gespräche mit möglichen
Investoren verliefen ergebnislos. SV Braunau wurde die
Bundesliga-Lizenz entzogen, der Verein muss daher mit sofortiger
Wirkung den Spielbetrieb einstellen, die Erste Division wird mit neun
Vereinen zu Ende gespielt. Die bisherigen Ergebnisse bleiben in der
Tabelle berücksichtigt, Braunau steigt mit Saisonende "ab", die Frist
für Spielertransfers wurde bis 8. Februar verlängert.
Hoffnung bis zum Schluss
Lugmayr hatte bis zuletzt gehofft, dass ein potenter Investor den
Verein noch retten kann. Doch die vom Masseverwalter geforderte
Finanzierung bis Sommer bzw. der beantragte Zwangsausgleich konnte(n)
nicht realisiert werden. Die ausstehenden Spiele von Braunau werden
mit 0:3 strafverifiziert. Da die definitive Betriebsschließung erst
am (heutigen) Donnerstag, dem letzten Tag der Transferzeit, erfolgt
ist, wird für die bisherigen Braunau-Spieler die Übertrittszeit bis
Freitag kommender Woche verlängert.
Gewerkschaftliche Kritik
Der letzte einer Vielzahl von Konkursen in der österreichischen
Bundesliga hat von Seiten der Gewerkschaft wieder zu massiver Kritik
am Lizenzierungsverfahren und auch an der Bundesliga geführt. "Die
neuerliche Einstellung des Spielbetriebes bei einem Verein ist kein
unvorhersehbarer "Betriebsunfall". Es ist vielmehr die Folge
zahlreicher, oft schon fahrlässiger Fehler im Bereich des Managements
dieses Vereines. Leidtragende sind ausschließlich die Spieler", hieß
es in einer Presseaussendung von Rudolf Novotny, Geschäftsführer der
Vereinigung der Fußballer (VdF).
Lächerliches Lizenzierungsverfahren
"Wir fordern daher seit Jahren von der Bundesliga, das
Lizenzierungsverfahren der Realität anzupassen. Trotzdem erhalten
alle Vereine immer wieder ohne eingehende Überprüfung die
wirtschaftliche Berechtigung zur Teilnahme. Konsequent ist die
Bundesliga offensichtlich jedoch nur beim Ignorieren von
Kritikpunkten wie beispielsweise das Vorliegen falscher Zahlen oder
fehlende Garantien", schreibt Novotny weiter.
Die Bundesliga kündigte auch umgehend Beratungen mit den Klubs
über die Konsequenzen des "Falls Braunau" für das
Lizenzierungsverfahren an. "Adaptierungen wegen Einführung des
Lizenzierungsverfahren der UEFA mit dem Bewerbsjahr 2004/05 werden
von der Bundesliga bereits für das Lizenzierungsverfahren ab dem
Spieljahr 2003/04 berücksichtigt. Konkrete Ergebnisse werden bis in
den Herbst 2002 hinein vorliegen", erklärte die Bundesliga in einer
Pressemitteilung.
Verantwortung bei Klubmanagement
Bundesliga-Vorstand Reinhard Nachbagauer sah die Verantwortung an
der Pleite ebenfalls im Klub-Management, "das Lizenzierungsverfahren
konnte dies leider auch nicht verhindern." Kritik setzte es aber auch
an der Gewerkschaft. "Für den Zeitpunkt der Pleite muss auch die
Spielergewerkschaft in die Verantwortung genommen worden, die das
Insolvenzverfahren angestrengt und initiiert hat und an einer
Problemlösung - zumindest den Spielbetrieb bis Meisterschaftsende
weiterführen zu können - offensichtlich nicht interessiert war", so
Nachbagauer in der Presseaussendung.
Handlungsbedarf ortet er grundsätzlich bei den Spielergehältern,
"die mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht korrelieren. Leider
ist das einzige Einsparungspotenzial der Klubs in den
Spielergehältern zu suchen (etwa 2/3 des gesamten Budgets)." (APA)