Argentinien
Senator Puerta: "Bürgerkrieg bei Scheitern Duhaldes"
Vize-Wirtschaftsminister: "IWF soll nicht reden, wenn sie nichts zu sagen haben"
Buenos Aires - Sollte die Regierung von Präsident Eduardo Duhalde scheitern, bliebe Argentinien "nur noch der Bürgerkrieg". Mit diesen Worten wird der vor Duhaldes Amtsantritt
zurückgetretene Senatspräsident Ramon Puerta am Samstag von der
argentinischen Tageszeitung "La Nacion" zitiert, nachdem es am
Freitag in Buenos Aires erstmals auch zu "Pfannenprotesten" gegen
Duhalde gekommen war.IWF-Brief "Beleidigung"
Vize-Wirtschaftsminister Jorge Todesca hat unterdessen einen Brief des Internationalen Währungsfonds (IWF) an Argentinien als "Beleidigung" kritisiert und mehr Zeit für Wirtschaftsreformen gefordert. Es werde keine Erhöhung der Limits für Barabhebungen
geben, weil die Liquidität dafür fehle, sagte Todesca. Auch plane die Regierung keine "verpflichtende" Umwandlung der Peso-Konten auf US-Dollars.
Puerta sagte gegenüber einer argentinischen Radiostation, er glaube nicht, dass Duhalde so wie seine Vorgänger Fernando de la Rua und Adolfo Rodriguez Saa scheitern werde. Beide mussten ihr Amt wegen
anhaltenden Protesten und fehlender politischer Unterstützung
aufgeben. "Wir müssen danach trachten, alle gemeinsam einen Ausweg zu
finden, denn sonst sehe ich keine andere Alternative als einen
Bürgerkrieg", so Puerta, der Ende Dezember selbst zurückgetreten war,
um nicht Staatspräsident werden zu müssen.
Die neue Regierung habe wenige Tage nach Amtsantritt von der
stellvertretenden IWF-Chefin Anne Krueger einen "unverständlichen"
Brief erhalten, sagte Todesca am Samstag in einem Radiointerview. Der
Brief habe eine Reihe von Punkten angesprochen. "Es war unklar, ob
sie Forderungen waren oder nicht. Ich betrachte den Brief als
Beleidigung für Argentinien", sagte Todesca. Seine Äußerungen dürften
die bereits gespannten Beziehungen zwischen Argentinien und dem IWF
weiter belasten.
"IWF soll nicht reden, wenn sie nichts zu sagen haben"
"Sie (der IWF) sollten weniger reden, besonders, wenn sie nichts
Interessantes zu sagen haben", fügte Todesca hinzu und forderte mehr
Zeit für die Stabilisierung der Wirtschaft. Der IWF hatte am Freitag
schlüssige Wirtschaftsreformen in Argentinien als Voraussetzung für
eine Unterstützung des Landes genannt. Das von der neuen Regierung
eingeführte System eines festen und eines freien Wechselkurses für
den argentinischen Peso sei mittelfristig nicht ausreichend für eine
Erholung der Wirtschaft, hatte Krueger in Washington gesagt.
Die Landeswährung war erst am Freitag nach zehnjähriger
Abwesenheit mit deutlichen Kursverlusten an den Devisenmarkt
zurückgekehrt. Nach der Abkoppelung von der Eins-zu-Eins-Parität zum
Dollar rutschte der Peso im freien Handel um mehr als 40 Prozent auf
Kurse von 1,60/1,70 Peso je Dollar. Argentinien steckt seit mehr als
vier Jahren in einer Rezession und kämpft mit einem Schuldenberg von
mehr als 140 Milliarden Dollar (157 Mrd. Euro). (APA/Reuters)