Guantanamo Bay/Kandahar - Die amerikanischen
Streitkräfte haben in der Nacht zum Samstag wieder das afghanische
Grenzgebiet bombardiert. Ziel der Angriffe war nach einem Bericht der
Nachrichtenagentur AIP die Region Zhawar, in der Höhlensysteme des
Terrornetzwerks El Kaida vermutet werden. Generalstabschef Richard
Myers bestätigte in Washington die Angriffe.
Die Einwohner des afghanischen Dorfes Khost nahe der
pakistanischen Grenze berichteten von den US-Luftangriffen in der
Nacht zum Samstag. Ein Bewohner erklärte, am Donnerstag seien bei
ähnlichen Angriffen 14 Menschen getötet worden. Der Gouverneur der
Region, Bacha Khan, sagte, Spezialeinheiten hätten vier seiner Leute
festgenommen. Er erklärte weiter, in Zhawar gebe es Höhlensysteme,
die weitaus komplexer und größer seien als die in Tora Bora. Aus
Kreisen des Pentagons verlautete, in der Gegend seien schon in den
vergangenen Tagen mutmaßliche Verstecke der El Kaida angegriffen
worden.
"Gesetzlose Kämpfer"
Die afghanische Übergangsregierung hat unterdessen die
Inhaftierung von 20 ranghohen Taliban-Kämpfern und mutmaßlichen
El-Kaida-Mitgliedern auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo auf Kuba
begrüßt. Dort könnten die Gefangenen von den Amerikanern besser
verhört werden, sagte der Minister für den öffentlichen Dienst, Abdul
Dschalek Fasal, am Samstag in Kabul. Die afghanische Regierung
akzeptiere die Entscheidung der US-Regierung. Am Freitag waren die
ersten 20 afghanischen Gefangenen in der US-Basis Guantánamo
angekommen, wo sie als "gesetzlose Kämpfer" auf unbefristete Zeit
inhaftiert und vernommen werden sollen.
In einem provisorischen Gefängnis auf dem Flughafen von Kandahar
im Süden Afghanistans hält die US-Armee nach eigenen Angaben fast 400
mutmaßliche Mitglieder der Taliban und des El-Kaida-Netzwerks des
mutmaßlichen Terroristenführers Osama bin Laden fest. Am Freitagabend
seien 30 weitere Verdächtige angekommen, sagte Militärsprächer Chris
Hughes. In Kandahar würden nun 391 Gefangene festgehalten.(APA)