Kitzbühel - Der Generaldirektor des Österreichischen Verkehrsbüros (ÖVB), Rudof Tucek, sieht in Österreichs wichtigsten Tourismus-Marketing-Organisationen die falschen Leute am falschen Platz. "Die Privatwirtschaft wird immer mehr zurückgedrängt, die Funktionäre haben die Oberhand", sagte Tucek am Sonntag in Kitzbühel.

Sauer stößt dem ÖVB-Chef insbesondere auf, dass "einzelne Tourismusverbände, an die wir zwangsweise Gelder zahlen müssen, uns dann im eigenen Bereich Konkurrenz machen". So habe etwa die Tirol Werbung eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die den Markt in Großbritannien bearbeiten soll.

Eurotours, der Incoming-Arm des Verkehrsbüros, sei von dieser Initiative ausgeschlossen worden mit der Begründung, nur Tourismusverbände dürften daran teilnehmen. "Durch Ausschließungsstrategien will die Öffentliche Hand offensichtlich die private Tourismuswirtschaft behindern", sagte Eurotours-Geschäftsführer Hans-Dieter Toth.

Incoming im Schatten

Überhaupt sei Incoming, also die Tätigkeit von Reisebüros, Urlaubsgäste vom Ausland nach Österreich zu bringen, hierzulande volkswirtschaftlich völlig unterbewertet. Während die Gesamtnächtigungen in Österreich von 1997 bis 2001 um knapp fünf Prozent gestiegen seien, habe Eurotours eine Verzehnfachung der Nächtigungen erzielt.

Obwohl Österreichs Tourismus in den vergangenen zehn Jahren rund die Hälfte seiner früheren Marktanteile in Europa verloren hat, fehle noch immer ein in sich stimmiges Konzept zur Förderung des Tourismus, sagte Tucek. Mit der durch die Euroeinführung bewirkten Preistransparenz über die Grenzen hinweg sei eine Angleichung der Mehrwertsteuersätze dringender denn je.

Eine Verbesserung der Aktivitäten der im Vorjahr umgebauten Österreich Werbung kann Tucek bis jetzt nicht sehen. "Da gehören Praktiker herein, die vom Geschäft etwas verstehen."

"Nicht professionell"

Auch gäbe es eine Diskrepanz zwischen dem, was angekündigt werde, und dem, was passiere. So habe die Österreich Werbung jüngst getönt, erdgebundenen Tourismus forcieren und Extramittel zur Bearbeitung der Nahmärkte einsetzen zu wollen. Eine Anfrage von Eurotours um finanzielle Unterstützung für eine Informationsveranstaltung für die wichtigsten Reisebüromanager im Oktober sei abschlägig beantwortet worden. Begründung: das ÖW-Budget sei knapp, die Veranstaltung solle ein Jahr später stattfinden. Tucek: "Das ist unprofessionell.

ÖW-Chef Arthur Oberascher sagte am Sonntag in einer ersten Reaktion: "Es gilt, alle Kräfte zu bündeln, um wieder gemeinsam Marktanteile zu gewinnen. Polemik ist dazu sicher nicht der geeignete Weg." (stro, Der Standard, Printausgabe, 14.01.2002)