Die guten Beziehungen, die die USA unter Truman und Eisenhower zu Pakistan unterhalten hatten, verdüsterten sich unter der Präsidentschaft John F. Kennedys (1961-63) zusehends. Kennedy ernannte mit dem Ökonomen John Kenneth Galbraith einen persönlichen Freund zum Botschafter in Neu Delhi und lobte in seiner ersten "State of the Union"-Rede den indischen Staatschef Nehru - was den Unmut Pakistans anstachelte.

Grenzzwischenfälle an der indisch-chinesischen Grenze führten 1962/63 zu einem kriegerischen Konflikt. Die Amerikaner griffen mit Waffenlieferungen zugunsten Indiens ein - eine alarmierende Entwicklung für die Pakistanis. So entstand eine fatale Dreieckskonstellation: Die Amerikaner betrachteten das kommunistische China als Hauptfeind in Asien, gegen das sie die Inder aufrüsteten. Die Pakistanis suchten Peking als Verbündeten, um sich gegen Indien zu wappnen; das wiederum stieß den Amerikanern sauer auf. 1964 waren die Beziehungen so schlecht, dass der pakistanische Präsident Ayub Khan in der Daily Mail die US-Außenpolitik als "opportunistisch und bar jeder Moral" qualifizieren konnte.

Dass sich Lyndon B. Johnson (1963-1969) im zweiten Kaschmirkrieg 1965/66 nicht auf der Seite der Pakistanis schlug, führte zu weiteren Spannungen. Dennis Kux, der führende US-Spezialist für die Beziehung USA-Pakistan, meint in seinem Buch "Disenchanted Allies", dass die "Allianz" zwischen den Ländern 1969, als Johnson und Ayub Khan aus dem Amt schieden, nur noch dem Namen nach existierte.

Turbulente Jahre

Unter den turbulenten Jahren der Präsidentschaft Nixon (1969-1974) und Khans Nachfolger Zulfikar Ali Bhutto verbesserte sich die Situation wieder, weil die Dreiecksbeziehung USA-China-Pakistan durch die Entspannung zwischen Washington und Peking entlastet wurde. Dafür kam mit der Explosion der ersten indischen Atombombe 1974 unter der US-Präsidentschaft Ford (1974-1977) das Motiv der Nuklearwaffen aufs Tapet. Inständige Versuche Washingtons, die Gefahr eines nuklearen Wettrüstens auf dem indischen Subkontinent abzuwenden, sollten die nächsten Jahrzehnte der bilateralen Beziehungen prägen, blieben aber erfolglos.

Bhutto wurde 1977 durch einen Staatsstreich von General Zia ul-Haq entmachtet und 1979 trotz internationaler Interventionen gehängt. Pakistan stach damit aus der Sicht von US-Präsident Jimmy Carter (1977-1981), der sich die Menschenrechte auf seine Fahnen geheftet hatte, besonders unvorteilhaft gegen das nach dem Regime von Indira Gandhi wieder demokratisch gewordene Indien ab.

Als 1979 ein islamistischer Mob die US-Botschaft in Islamabad niederbrannte, nachdem falsche Gerüchte in Umlauf gekommen waren, die USA und Israel hätten bei der Besetzung der Großen Moschee in Mekka durch saudische Dissidenten die Hände im Spiel gehabt, erreichten die Beziehungen Washington-Islamabad ihren Tiefstpunkt. Doch durch den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan zu Weihnachten 1979 wurden die Karten neu gemischt. Die Gegnerschaft gegen die Sowjets schweißte die beiden Staaten neuerlich zusammen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 1. 2002)