Im Hanság, dem Sumpfgebiet östlich des Neusiedler Sees, das sich Ungarn und das Burgenland teilen, wird der Hundsfisch, eine vom Aussterben bedrohte Art, wieder eingebürgert. Was aber hat dieser Akt ökologischer Rückbesinnung mit dem hehren Ziel einer "immer engeren Union" der Länder in Europa zu tun? Zumindest Symbolisches. Das Vorhaben ist ein im Rahmen des EU-Programms Interreg gefördertes Projekt. Voraussetzung für die Förderung ist dabei, dass sich diesseits und jenseits einer nationalen Grenze Partner zusammenfinden, um ein Projekt gemeinsam zu ent- und dann abzuwickeln.

Die Repatriierung des Hundsfisches ist eines von rund 160 Projekten, die im Rahmen des Interreg-Programms derzeit in Österreich ins Laufen kommen. Tausende sind es in ganz Europa. Die EU lässt sich diese Einübung in die Überwindung der Grenzen knapp fünf Milliarden Euro kosten. Auf Österreichs Grenzregionen entfallen da immerhin auch noch 110 Millionen.

Das sind nicht die zehn Milliarden Schilling, die der Kanzler in Brüssel als Grenzlandförderung für Österreich herausverhandelt haben will, wie er stolz verkündete, die es aber nie gab und geben wird, weil sie auf einem Rechentrick beruhen. Aber je mehr Projekte in grenzüberschreitender Partnerschaft entstehen, umso leichter lassen sich die Grenzen im Kopf abbauen. Umso leichter fällt es, sich vormals durch Stacheldrähte getrennte Gebiete als integrierte Regionen vorzustellen.

Wenn all das schließlich in mehr Vertrauen in die Überwindung der Grenzen einmündet, würden sich auch viele Ängste als unbegründet herausstellen, mit denen Regionalpopulisten von Bayern bis Kärnten gerne ihren scheinheiligen Ruf nach "Milliarden für das Grenzland" rechtfertigen. Der Hundsfisch hätte seine Mission erfüllt.