Wien - "Wir müssen die Eigentumsanteile des österreichischen Sparkassensektors an der Erste Bank erhöhen, um sicherzustellen, dass ein ganz wesentlicher Anteil der Bank auch in Zukunft in der Hand der österreichischen Sparkassen verbleibt." Mit diesem Hintergrund verhandelt Erste-Bank-Generaldirektor Andreas Treichl gerade eine Verschränkung mit der Steiermärkischen. Treichl will auf Sicht 50 Prozent des Erste-Aktienkapitals in österreichischem Sparkassenbesitz wissen. Der Rest solle "echter Streubesitz" sein. Frühere Option Zunächst wird durch den "Steirer-Deal" der Streubesitz der heute einzigen an der Wiener Börse notierten heimischen Großbank aber noch sinken. Die Grazer Steiermärkische Bank und Sparkassen AG wird noch heuer neuer zweitgrößter Aktionär des Sparkassen-Spitzeninstituts. Im April wird die Erste Bank gemäß einer früheren Option ihren bisherigen Anteil an der Steiermärkischen von 14 auf 25,1 Prozent erhöhen. Der Wert dieser elf Prozent wird mit rund einer Mrd. Schilling (knapp 73 Mio. Euro) beziffert. In der Folge - sobald die Hauptversammlungen im Mai bzw. Juni grünes Licht gegeben haben - soll der Anteil der Ersten in Graz durch Übernahme weiterer 49 Prozent auf knapp 75 Prozent erhöht werden. In diesem Fall via Aktientausch: Im Gegenzug wird die Steiermärkische (die derzeit 0,6 Prozent Erste-Aktien hält) mit mehr als zehn Prozent an der Erste Bank beteiligt und damit zweitgrößter Aktionär des Wiener Sparkassen-Spitzeninstituts, nach der Erste-Anteilsverwaltung (derzeit 40,8 Prozent) und vor der Uniqa-Versicherung (6,6 Prozent). Dies wird über eine Kapitalerhöhung mittels Sacheinlage erfolgen. Damit sinkt der Anteil der Erste-Anteilsverwaltung auf rund 35 Prozent. Der Streubesitz wird sich vorübergehend ebenfalls um rund fünf Prozentpunkte reduzieren. Dem Streubesitz von zurzeit 52,6 Prozent werden neben dem "free float" in der "weiteren" Definition auch jene insgesamt 15 Prozent zugerechnet, die strategisch-institutionelle Investoren (Generali, Swedbank, Bacob, etc.) halten. Fusion nicht geplant Eine Fusion der Steiermärkischen mit der Erste Bank ist nicht geplant. Treichl bewertete den Mehrwert aus Fusionierung und Zentralisierung fürs Kundengeschäft mit "null". "Wir machen die Bank der Regionen", betonten der Erste-Boss und der Steiermärkische-Generaldirektor Josef Kassler. Man wolle anderen (HVB/Bank Austria, Anm.) zeigen, wie das geht. Dazu wird die Erste Bank Aktivitäten von ihren Südosteuropa-Beteiligungen auf die Steiermärkische übertragen. Die Grazer sollen innerhalb der Erste-Bank-Gruppe für Südosteuropa verantwortlich werden und dort auch expandieren, laut Kassler "mit dem Rückenwind der Ersten". Die wechselseitige Verschränkung Wien/Graz soll im Wesentlichen über die Aktien-bzw. Aktiventäusche erfolgen. Möglicherweise werde auch ein wenig Cash fließen. Wirtschaftliche Gründe habe die bevorstehende Mehrheitsübernahme der Steiermärkischen nicht, betonten Treichl und Kassler. "Keine Notwendigkeit" Im Gegenteil: Es handle sich erstmals um eine Verschränkung zwischen Erste Bank und einer Sparkasse, die "keine Notwendigkeit" habe, so Treichl. Die Steiermärkische hatte Ende 2001 eine Konzernbilanzsumme von rund 110 Mrd. S. Das Konzernbetriebesergebnis bezifferte Kassler mit 1,1 Mrd. S. Die Grazer Großsparkasse betreibt 135 Geschäftsstellen und hat rund 400.000 Kunden. Die Erste Bank zählt seit ihren Sporitelna-Akquisitionen fast neun Mio. Kunden. (APA, DER STANDARD, Printausgabe 15.1.2002)