Wien - Der Literaturwissenschaftler und Dramaturg Volker Klotz sprechen, Helga Illich, Helmut Wiesner und andere illustireren an drei Terminen im Jänner (16., 23. und 30. 1.) im Wiener Theater Gruppe 80 beim "ABC der Weltdramatik - zum Beispiel: W wie Wahnsinn" Szenen aus der Theatergeschichte, in denen die (oft nur vermeintlich) Irren das Geschehen bestimmen. Von Aischylos' furienbesessenem Orest und Sophokles' rasendem Aias über Shakespeares vielerlei Wahnsinnige bis zu Dürrenmatt und Dario Fo reicht der Bogen der drei Abende, die eine Verbindung von szenischen Lesungen durch die Schauspieler mit erläuternden Vorlesungen Klotz' sein werden. Verhandelt werden sowohl der "wirklich gemeinte Wahnsinn" als auch die Vortäuschung des Wahnsinns von Komödien-Charakteren, um daraus einen wie immer gearteten Vorteil zu erlangen, so der in Stuttgart und Wien lebende Klotz im Interview. Die Absicht sei, das Publikum "ein bisschen einzuweihen, was Theater überhaupt ist und was im Theater verhandelt wird", meinte Klotz, und es damit dem Publikum "möglich zu machen, über Theater mitzureden". Mit dem Wahnsinn anzufangen - bei Erfolg ist eine Fortsetzung der Abende geplant - geschehe durchaus nicht ohne Grund. Klotz sieht "Ähnlichkeiten zwischen Wahnsinn und Schauspiel: Der Wahnsinnige sagt, er ist Napoleon, und glaubt es. Der Schauspieler sagt, er ist Hamlet, und glaubt es nicht, aber macht es uns glauben". Wenn das Theater sich seinerseits nun vom Phänomen des Wahnsinns angezogen fühlt, dann erkennt das Theater im Wahnsinn ein ähnliches Treiben - nur nicht zwanghaft, sondern in einer ästhetischen Verabredung mit dem Publikum". Nach der Vorstellung schwingt sich der Schauspieler "in den Bus oder auf sein Fahrrad und ist wieder die Privatperson". Klotz ergänzt: "Vermutlich". (APA)