Hannover - Die Behandlung der Volkskrankheit Sodbrennen ist künftig auch ohne Medikamente möglich. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) stellte nun eine neue Radiofrequenz-Therapie vor. Dabei wird im Gewebe der Speiseröhre am Übergang zum Magen ein Wärmeeffekt erzeugt, der die Bildung neuen Bindegewebes anregt, wie Oberarzt Peter Meier erklärte. Das neue Bindegewebe soll den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre verhindern. Dieser so genannte Reflux kann zu einer Entzündung der Speiseröhre führen. Von 100.000 Patienten mit chronischem Sodbrennen erkranken laut Meier fünf bis zehn an Speiseröhrenkrebs. Das Verfahren Bei dem an der Hochschule seit Mai 2001 erprobten minimal invasiven endoskopischen Verfahren wird in die Speiseröhre ein biegsamer Schlauch geschoben, an dessen unterem Ende sich ein aufblasbarer Ballon befindet. Der Ballon wird genau am Übergang von der Speiseröhre zum Magen aufgepumpt, so dass er rundherum an der Speiseröhrenwand anliegt. Dann werden vier kleine Nadeln ausgefahren, die die Radiofrequenz-Energie auf das Gewebe der Speiseröhre übertragen, es erwärmen und so die Bildung neuen Bindegewebes anregen. Die Patienten erhalten vor dem 40-minütigen Eingriff eine Beruhigungsspritze. Die Operation kostet nach Angaben Meiers rund 2.500 Euro. Eine medikamentöse Therapie könne pro Patient zwischen 100 und 250 Euro im Monat kosten. Bisher wurden nach Angaben des Oberarztes 25 Patienten nach der neuen Methode behandelt. Die Mehrzahl von ihnen sei seitdem beschwerdefrei. Das Leiden Sodbrennen tritt meist sporadisch auf, beispielsweise als Reaktion auf Stress oder Nahrungsexzesse, auf zu fettes Essen oder zu viel Alkohol. Zu einer Krankheit wird das Brennen, wenn die Attacke öfter als zwei bis drei Mal pro Woche auftritt. Ursache des "Feuers im Hals" ist die Magensäure, die Verdauungsarbeit erst möglich macht. Sie wird von schützenden Schleimhäuten im Magen gehalten. Wenn jedoch das Abdichtungssystem zwischen Magen und Speiseröhre nicht in Ordnung ist, steigt die ätzende Flüssigkeit auf, manchmal sogar bis in die Mundhöhle. Folgen des gastroösophagealen Refluxes, wie Experten diese Volkskrankheit nennen, sind neben dem Sodbrennen unter anderem Heiserkeit, chronischer Husten, saures Aufstoßen und Asthma. Denn die Säure kann auch die Atemwege reizen. (APA/AP)