Wirtschaftsrecht
Fed-Gouverneure sehen erste Zeichen für US-Konjunkturerholung
Daten ließen auf eine Wende im verarbeitenden Gewerbe schließen
New York/Chicago - Einige Gouverneure der
US-Notenbank (Fed) sehen erste Anzeichen für eine Erholung der
US-Konjunktur, warnen aber vor verfrühten Hoffnungen. "Es gibt
Unterschiede in den Ansichten, ob der Aufschwung stark, relativ stark
oder sehr stark sein wird. Ich wüßte gern die Antwort auf diese
Frage", sagte der Chef der Fed von New York, William McDonough, am
Montag. McDonough ist stimmberechtigtes Mitglied in dem für die
Geldpolitik verantwortlichen Offenmarktausschuss der Fed. Die
Zinssenkungen von 2001 ließen noch wirtschaftliche Auswirkungen
erwarten. Seit Anfang Jänner gingen zudem von den im Vorjahr
beschlossenen Steuersenkungen weitere Impulse aus. Auch der Präsident
der Fed von Chicago, Michael Moskow, sagte, es gebe einzelne Zeichen
einer Wirtschaftserholung.
Vorsichtige Aäußerungen
In McDonoughs Rede beim New Yorker Insitute of International
Bankers klangen die vorsichtigen Äußerungen des Fed-Chefs Alan
Greenspan aus der Vorwoche wider. Greenspan hatte am Freitag gesagt,
dass sich die Wirtschaft stabilisiert habe, aber weiter Risiken
bestünden. Damit hatte er Analysten zufolge die Tür für eine weitere
Leitzinssenkung der Fed um 25 Basispunkte Ende Jänner weit offen
gelassen. Die Notenbank hat 2001 den Schlüsselzins in elf Schritten
um insgesamt 475 Basispunkte auf 3,75 Prozent heruntergeschraubt.
Der Verbraucher habe auch im gegenwärtigen Abschwung weiter Geld
ausgegeben, insofern sei die aktuelle Rezession eher ungewöhnlich,
sagte McDonough weiter. Wenn die Konsumenten jetzt nicht ihre
Ausgaben noch steigern könnten, so müssten dies die Unternehmen mit
erhöhter Investitionsnachfrage ausgleichen. Zudem gebe es Impulse für
die Konjunktur, wenn die Firmen ihre stark gesunkenen Vorräte wieder
auffüllten. "Zu einem gewissen Zeitpunkt - wahrscheinlich in etwa
jetzt - haben die Lagerbestände ein Niveau erreicht, zu dem die
Unternehmer annehmen, (...) dass sie jetzt einfach wieder bestellen
müssen", sagte er weiter.
Moskow sagte in Chicago, jüngste Daten ließen auf eine Wende im
rezessionsgeplagten verarbeitenden Gewerbe schließen. "Wir haben
einige vorläufige Zeichen festgestellt, die auf einen Wendepunkt
dieses Sektors hindeuten", sagte Moskow im Chicago. "Ich muss
betonen, dass wir uns immer noch in einer Phase der Unsicherheit
befinden." Derzeit gebe es nur ein geringes Produktivitätswachstum,
aber "ich bin für den längerfristigen Ausblick für die Produktivität
positiv eingestellt." Die Produktivitätsentwicklung hat sich in den
vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Indikatoren für die
Zinsentscheidungen der Fed entwickelt.
McDonough wies weiter auf die Bedeutung des Euro als möglich
weitere Reservewährung hin. "Es ist sehr wichtig für das
Gleichgewicht der Weltwirtschaft, eine weitere wichtige
Reservewährung zu haben, die mit dem Dollar im Wettbewerb steht",
sagte er mit Hinweis auf den Euro. Am Devisenmarkt kam es jedoch zu
keiner Reaktion auf diese Äußerungen. (APA/Reuters)