Telekom
Debitel rechnet mit Abwertung durch Swisscom
Streubesitzanteil soll erhöht werden - Zukauf oder Kapitalerhöhung möglich
Der Chef des Telekom-Dienstleisters Debitel
,
Peter Wagner, rechnet damit, die Muttergesellschaft
Swisscom
auf den
Wert ihrer rund 94-prozentigen Beteiligung eine Abschreibung
vornehmen wird. "Ich gehe davon aus, dass wir eine Abwertung des
Swisscom-Besitzes an Debitel sehen werden", sagte Wagner am
Montagabend in Bern.
Entscheidung noch nicht gefallen
Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht
gefallen, jedoch seien alle Bewertungen in der Telekom-Branche nach
den deutlichen Rückschlägen auf den Absatzmärkten und Börsen
überdacht worden. "Ich gehe ebenfalls davon aus, dass die neue
Bewertung nicht unter dem derzeitigen Kursniveau liegen würde", sagte
Wagner weiter.
Swisscom seit 1999 Mehrheitseigentümer
Swisscom hatte die Mehrheit der Debitel-Anteile im Juli 1999 zu
einem Preis von 34 Euro je Aktie übernommen und später weitere
Anteile von den Altaktionären Metro und DaimlerChrysler zugekauft. Am
Montag notierten die Debitel-Aktien bei 19,50 Euro.
"Abschreibung für alle vorteilhaft"
Eine Abschreibung könnte Wagner zufolge für Debitel und Swisscom
gleichermaßen vorteilhaft sein. Debitel plant zur Erhöhung seines
Streubesitzes, an seine Fachhändler Aktienoptionen auszugeben. Eine
niedrigere Bewertung könnte Debitel sicher für das geplante
Händlerbindungsprogramm helfen, sagte Wagner. "Und für Swisscom wäre
die Abschreibung steuerlich absetzbar", fügte der Vorstandschef
hinzu. Das seit Monaten geplante Optionsprogramm stoße bei den
Händlern "generell auf Wohlwollen". Er rechne nun mit einer Einigung
bis zur Technologiemesse CeBIT in Hannover im März.
Suche nach Übernahmekandidaten
Um dem seit dem Swisscom-Einstieg ständig gesunkenen
Streubesitzanteil bei Debitel entgegen zu wirken, kommt für das
Stuttgarter Unternehmen auch ein Zukauf und eine folgende
Kapitalerhöhung in Betracht. Seit Monaten ist Debitel auf der Suche
nach geeigneten Übernahmekandidaten, bisher aber trotz freier
Finanzmittel von zuletzt rund 140 Mill. Euro erfolglos. "Wir haben
bisher keine Akquisition vorgenommen, befinden uns aber noch in der
Prüfung von Projekten, die wir entweder aus dem Cashflow finanzieren
oder die auch einen größeren Mitteleinsatz erfordern könnten",
erläuterte Wagner.
Mögliche weitere territoriale Ausdehnung
Möglich sei eine Erweiterung des gegenwärtigen auf den
Wiederverkauf von Mobilfunkdienstleistungen konzentrierten
Geschäftsmodells oder eine weitere territoriale Ausdehnung des
Unternehmens über Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Dänemark
und Slowenien hinaus. "Wir werden in drei Jahren der einzige
Mobilfunk-Serviceprovider in Deutschland sowie den Niederlanden und
in Europa der größte Anbieter sein", prognostizierte der
Vorstandschef.(APA/Reuters)