Paris - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat vor
einem "Ausverkauf des Erbgutes" von Pflanzen, Tieren und Menschen
gewarnt. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe das Europäische
Patentamt (EPA) zwölf Patente auf Tiere, 54 auf Pflanzen und über 150
Patente auf menschliche Gene erteilt, hieß es nach Angaben von
Greenpeace
am Dienstag in Paris.
Als Beispiel nannte die Organisation ein Patent auf Gene, die
bewirken, dass Lachse acht Mal schneller wachsen. Für diese Fische
sei in den USA bereits eine Genehmigung zur Vermarktung beantragt
worden. Anlass der Pressekonferenz war eine Debatte in der
französischen Nationalversammlung über die Bioethik, die bis Freitag
andauert.
"Der Zugriff der Industrie auf die Gene von Menschen, Pflanzen und
Tieren muss gestoppt werden", sagte der Greenpeace-Patentexperte
Christoph Then. Greenpeace verurteilte in diesem Zusammenhang "klare
Fälle von Biopiraterie", bei denen das Europäische Patentamt auf
Nutzpflanzen aus Mexiko und Afrika ohne Zustimmung der
Herkunftsländer Patente erteilt habe.
Besonders bedrohlich nannte Greenpeace die Situation bei Patenten
auf Saatgut. "Bei der Nutzung eines Reiskorns müssen gelegentlich
Dutzende Patente beachtet werden. So wird der Zugang zur biologischen
Vielfalt blockiert", sagte Then. Die Firma Aventis habe
beispielsweise im November 2000 ein Patent auf gentechnisch
veränderte Pflanzen erhalten, die wegen teilweiser Unfruchtbarkeit
nicht zur Aussaat wiederverwendet werden könnten. Durch dieses
Verfahren könnten Landwirte dazu gezwungen werden, Saatgut jedes Jahr
neu zu kaufen, erklärte Greenpeace.
In der Parlamentsdebatte in Paris über die Neufassung des
Bioethik-Gesetzes aus dem Jahr 1994 geht es auch um die Genehmigung
des therapeutischen Klonens von Stammzellen zur Heilung von
Parkinson- oder Alzheimer-Kranken. Ferner wird über eine mögliche
Genehmigung der Forschung an "überschüssigen" Embryonen beraten, die
nach einer künstlichen Befruchtung übrig bleiben.
(APA)