Deutschland
Schill erwägt jetzt doch Kandidatur zur Bundestagswahl
"Wenn Stoiber mich fragt, können wir antreten" - Als Mehrheitsbeschaffer in Norddeutschland
Hamburg - Die Partei Rechtsstaatliche Offensive denkt
jetzt offenbar doch über eine Teilnahme bei der Bundestagswahl nach.
Der Hamburger Innensenator und Parteigründer Ronald Schill machte im
"Hamburger Abendblatt" eine Kandidatur von der Haltung des neuen
Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber abhängig: "Wenn Stoiber mich
fragt, können wir antreten", betonte Schill. Er werde "das Gespräch
mit Stoiber suchen". Möglicherweise könne seine Partei
Mehrheitsbeschaffer für die Union sein, hieß es in der Zeitung. Vorstandsmitglied Peter Paul Müller, verantwortlich für den
bundesweiten Aufbau der Schill-Partei, stellte jedoch klar, dass es
dazu in den nächsten Tagen einen Beschluss des Vorstands geben werde:
"Das kann nicht einer allein entscheiden", betonte Müller gegenüber
der Nachrichtenagentur AP und erinnerte daran, was für einen
ungeheuren Aufwand die Teilnahme an der Bundestagswahl bedeuten
würde.
Zwei Herzen in einer Brust
"Allerdings schlagen bei diesem Thema zwei Herzen in meiner
Brust", räumte Müller ein. "Es wäre vielleicht klug, den Schwung, den
wir jetzt haben, für die Wahl mitzunehmen." Tagtäglich erfahre er bei
seiner Arbeit in anderen Bundesländern, wie es mit der Schill-Partei
bergauf gehe. "Außerdem können wir Stoiber vor allem im Norden
Deutschlands, wo es möglicherweise Vorbehalte gegen einen Bayern
gibt, helfen", gab Müller zu bedenken. Schill machte im "Abendblatt"
zudem "eine Art Waffenstillstand und eine Koalitionsaussage ähnlich
wie in Hamburg" zur Voraussetzung für ein Antreten bei der
Bundestagswahl.
Zunächst hatte Schill die Teilnahme an der Wahl noch von einer
Kanzlerkandidatur der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel abhängig
gemacht, da sie laut Schill einen großen Teil der CDU-Wählerschaft
herrenlos gemacht hätte. Bei einer Kandidatur Stoibers "sehe ich
keine Notwendigkeit für uns, auf Bundesebene zu kandidieren", hatte
der Hamburger Innensenator vor einer Woche im "Abendblatt" erklärt. (APA/AP)