International
Internationale Atominspektoren inspizieren Nordkorea
Erstmaliger Besuch der Yongbyon-Anlagen
Wien/Pjöngjang - Eine Delegation internationaler
Atomexperten ist am Dienstag zu einer Inspektionsreise in
Nordkorea eingetroffen. Die Inspektoren der Internationalen
Atomenergie-Organisation (IAEO) sollen erstmals auch den
Atomkomplex von Yongbyon besuchen, wo nach nordkoreanischen Angaben
Nuklearmaterial für medizinische und industrielle Anwendungen
produziert wird, wie eine Sprecherin der Organisation mitteilte. Pjöngjang will "Gesicht wahren"
Nordkorea gehört zu den 187 Unterzeichnerstaaten des
Atomwaffensperrvertrags, der die Kontrolle von Atomanlagen durch die
IAEO vorschreibt. Die Regierung in Pjöngjang hat jedoch nicht alle
Nuklearanlagen für Inspektionen der UNO-Sonderorganisation geöffnet.
Die IAEO hatte erklärt, sie könne nicht sicherstellen, dass
Atomtechnologie in Nordkorea nicht auch für militärische Zwecke
abgezweigt werde.
Nordkorea hatte 1994 mit den USA vereinbart, sein militärisches
Atomprogramm einzufrieren. Im Gegenzug erhielt es die Zusage,
dass ein von US-Firmen geführtes internationales Konsortium zwei
Leichtwasserreaktoren baut. US-Präsident George W. Bush hatte
Nordkorea im vergangenen Jahr eine Wiederaufnahme der Gespräche
über das nordkoreanische Raketen- und Atomprogramm vorgeschlagen.
Pjöngjang lehnte dies mit der Begründung ab, dass zu viele
Bedingungen daran geknüpft seien.
Der südkoreanische Präsident Kim Dae Jung hatte die USA am Montag
zum Umdenken in ihrer Haltung gegenüber Nordkorea aufgefordert. Es
obliege der US-Regierung, Pjöngjang dabei zu helfen, sein Gesicht zu
wahren, und so die Friedensgespräche zwischen den beiden koreanischen
Staaten wieder in Schwung zu bringen. Es war bereits das dritte Mal,
dass der südkoreanische Präsident US-Präsident Bush zur
Wiederaufnahme des Dialogs mit Nordkorea aufruft. Nachdem Bush die
unter der früheren US-Regierung aufgenommenen Gespräche mit Pjöngjang
ausgesetzt hatte, waren auch die innerkoreanischen Kontakte ins
Stocken geraten. (APA)