Wien - Die AUA-Gruppe wird auch künftig ein selbstständiges Unternehmen mit eigenen Langstreckenverbindungen bleiben, hält der neue AUA-Chef Vagn Sörensen im Standard-Gespräch fest. Das noch von seinen Vorgängern entwickelte Stammhauskonzept ist für ihn aber passé. Denn die vom neuen Vierer- Vorstand entwickelte Geschäftsfeldaufteilung innerhalb der Gruppe, zu der neben der AUA die Lauda Air, Tyrolean und Rheintalflug gehören, sei noch viel "radikaler". Die AUA ist nun für den Linienverkehr und die Fracht zuständig, die Lauda Air für den Charterbereich und als Dienstleister für die AUA auf der Langstrecke nach Südostasien und Australien. Im Linienverkehr gibt es die Produktionsgesellschaften (Tyrolean, Rheintalflug, Lauda) die ihre Produkte und Dienstleistungen intern an die AUA verkaufen. Wenn die AUA Charter fliegt, dann verkauft sie diese Dienstleistung an die Lauda Air. Für die Kurzstreckenflieger Tyrolean und Rheintalflug liefern daher nicht mehr die Passagiere die Erträge, sondern die Erträge kommen von den Geschäftsfeldverantwortlichen, skizziert Sörensen die Marschrichtung. Der Vorteil: Overhead-Kosten werden gespart. 250 Kündigungen Damit allein kann die wirtschaftliche Schieflage des Konzerns, der im Vorjahr einen Verlust von 150 Mio. € (2,1 Mrd. S) schrieb und heuer ausgeglichen bilanzieren will, nicht beseitigt werden. Ein wesentlicher Faktor sind die Personalkosten. Sörensen rechnet mit 250 Kündigungen im 7700 Mitarbeiter zählenden Konzern. Der Rest der 930 zu streichenden Stellen werde durch Frühpensionierungen, Teilzeit und andere "weiche Maßnahmen" eingespart. Der Vorstand und die erste Führungsebene haben für heuer auf 15 Prozent ihrer Bezüge verzichtet. Nun ist die Belegschaft am Zug, die bis Ende Jänner über das mit dem Betriebsrat ausgehandelte Sparpaket abstimmen muss. Der Gehaltsverzicht der Mitarbeiter wird netto 3,5 Prozent betragen und soll in Summe heuer 67 Mio. € bringen. Das sind 25 Prozent der Personalkosten von in Summe 363 Mio. €. Sörensen ortet viel Verständnis für die Sparmaßnahmen bei den Mitarbeitern und beim Betriebsrat und verweist darauf, dass jene Airline, die die Sparmaßnahmen am raschesten umsetzt, den größten Wettbewerbsvorteil in der krisengeschüttelten Branche hat. Trotz aller Sparmaßnahmen wird die AUA auch in Zukunft die Langstrecke bedienen, stellt Sörensen klar; die Verbindungen nach Japan werden verstärkt, Osaka wird wieder aufgenommen. Als "Angriffsmärkte" bezeichnete der AUA-Chef die Ostmärkte wie Polen, Russland und die Staaten der früheren UdSSR. In Westeuropa sind es Belgien und die Schweiz. Wichtig sei dabei, "realistisch bleiben, den Markt beobachten und nicht überexpandieren, denn das ist gefährlich". "Sehr nahe am Markt" Sörsensen, der im September 2001 vom skandinavischen Flugverbund SAS zur AUA kam, sieht in den Unternehmenskulturen nicht allzu viele Unterschiede. Und dennoch: Bei den Skandinaviern gehe es demokratischer zu, über jeden Vorschlag werde öfter diskutiert. In Österreich hingegen gebe es mehr Hierarchie und Autorität. Das könne von Vorteil sein, man müsse sich aber auch absichern, dass schließlich alle Vorschläge auf den Tisch kommen. Also gelte es, die Mitarbeiter aufzufordern, sich stärker zu artikulieren, resümiert der AUA-Chef, der den Beschäftigten attestiert "sehr nahe am Markt und beim Kunden zu sein". (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 16.1.2002)