Innsbruck - Unterstützung im Transitstreit mit Brüssel erhält die Alpenregion (und Tirol im Besonderen) durch eine Studie der Europäischen Umweltagentur. Im Auftrag der EU-Kommission weist das Institut mit Sitz in Kopenhagen nach, dass die Reduzierung der Schadstoffe aufgrund verbesserter Technologien durch mehr Lkw-Fahrten wieder aufgehoben werde. Immissionsmessungen über Jahre zeigen, dass Stickoxide, CO, Lärm und Staub sehr hohe Werte aufweisen, die teilweise sogar ansteigen. Die Studie weist eindeutig den Lkw als Hauptemittenten aus.

Mitten in der Auseinandersetzung um künftige Transitregelungen bestätigt die Studie "Straßengütertransport und Umwelt in Gebirgsregionen" eindeutig, welche Auswirkungen das Wegfallen einer Lkw-Obergrenze hätte. Die von Ann Dom herausgegebene Studie stellt klar, dass es ohne Limitierung des Verkehrs zu keiner Entlastung kommen kann. Die dazu vorgeschlagenen Maßnahmen sind hierzulande bekannt: Lkw-Nachtfahrverbot, Tempolimits und Roadpricing.

Nur auf dem Papier

Die Behauptung der EU-Kommission, die im Transitvertrag von 1991 vereinbarte Schadstoffsenkung um 60 Prozent bis 2003 sei "fast erreicht", wird damit auch von einer neutralen Stimme widerlegt. Zustande kommt diese "Entlastung" nur auf dem Papier, weil 1991 von drastisch überhöhten Lkw-Zahlen ausgegangen worden ist.

Tirols Landeshauptmann Wendelin Weingartner (VP) will das Studienergebnis nun dazu nutzen, um Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Verkehrsministerin Monika Forstinger (FPÖ) zur Rücknahme der Zugeständnisse in den jüngsten Transitverhandlungen zu bewegen. Ohne Obergrenze würde künftig "kein einziger Lkw weniger durch Tirol fahren", meint Weingartner. Georg Willi (Grüne) freut sich, dass Tirol in der EU-Umweltagentur einen "neuen Verbündeten" gefunden hätte und Fritz Gurgiser (Transitforum) hofft, dass Schüssel & Co nun wieder "auf den richtigen Weg zurückfinden." (hs, Der Standard, Printausgabe, 16.01.02)