Washington - Der amerikanische Taliban-Kämpfer John Walker muss sich vor einem Zivilgericht in den USA wegen Beihilfe zum Terrorismus verantworten. Das teilte US-Justizminister John Ashcroft mit. Die Anklage basiere auf Angaben, die der 20-Jährige in Verhören selbst gemacht habe, sagte Ashcroft am Mittwoch dem Sender NBC. "Wir sind froh, dass wir sein Geständnis haben", sagte Ashcroft. Walker droht lebenslange Haft. Walker, der im Alter von 16 Jahren zum Islam übertrat und sich im vergangenen Jahr den Taliban anschloss, war im November in Nordafghanistan festgenommen worden. Nach der Gefangenenrevolte in Mazar-i-Sharif fiel er in die Hände der Amerikaner. Walker soll nach eigenen Angaben im Frühjahr vergangenen Jahres in El Kaida-Terrorlagern im Gebrauch von Waffen ausgebildet worden sein. Topterrorist Osama bin Laden habe ihm persönlich für seinen Einsatz gedankt, berichteten US-Medien aus den Unterlagen des Justizministeriums. Danach lehnte es Walker, in den Medien genannt "Taliban John", ab, an Terroroperationen außerhalb Afghanistans gegen die USA und Israel teilzunehmen. Er habe aber bereits im Sommer von geplanten Terroranschlägen gegen die USA erfahren. "Walker hörte von seinen Ausbildern, dass Bin Laden Leute in die USA geschickt hatte, um Selbstmordattentate auszuführen", heißt es nach Presseangaben in den Unterlagen. Bürgerrechtler und Rechtsanwälte kritisierten am Mittwoch den Umgang der US-Behörden mit Walker. Er habe bei seinen Verhören auf US-Stützpunkten in Afghanistan keinerlei Rechtsbeistand gehabt. "Er hat ein Schriftstück unterschrieben, mit dem er auf dieses Recht verzichtete", verteidigte sich Ashcroft. "Er hat sich entschlossen, mit den Behörden zusammenzuarbeiten." Ein Rechtsanwalt, den Walkers Eltern Marilyn Walker und Frank Lindh in Kalifornien für ihren Sohn engagiert hatten, hatte sich mehrfach beschwert, er habe keinen Kontakt mit seinem Klienten aufnehmen dürfen. "Wir hoffen, dass wir unseren Sohn bald wiedersehen und ihm die Liebe und Unterstützung geben können, die er braucht", teilten die Eltern in einer Stellungnahme mit. "Wir sind dankbar, dass wir in einem Land leben, das von der Unschuld ausgeht und sich Vorverurteilungen enthält, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Wir beten für eine gerechte Lösung dieses Falles." Eine Anklage wegen Landesverrats haben die Behörden zunächst verworfen. Darauf steht die Todesstrafe. Weitere Anklagepunkte würden aber nicht ausgeschlossen, falls es dafür Beweise gebe, sagte Ashcroft. Der Prozess gegen den US-Talib wird vor einem Bundesgericht in Alexandria bei Washington stattfinden. Dort wird auch der Fall des Franko-Marokkaners Zacarias Moussaoui verhandelt, der als einziger in den USA bisher im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September angeklagt ist. Walker, der bisher auf einem Kriegsschiff im Arabischen Meer festgehalten wurde, wird vom US-Militär jetzt der Ziviljustiz überstellt. Ashcroft sagte, Walker habe sich bewusst auf die Seite von Fanatikern gestellt und gegen seine eigenen Landsleute gekämpft. "Wir werden vielleicht nie wissen, warum er unserem Land und unseren Werten den Rücken kehrte. Aber wir können nicht ignorieren, dass er es tat. Jugend ist kein Freibrief für Verrat, und persönliche Selbsterfahrung ist keine Entschuldigung dafür, gegen sein eigenes Land zur Waffe zu greifen." Um Verrat nachzuweisen, seien jedoch entweder ein Geständnis vor Gericht oder die Aussage von mindestens zwei Zeugen erforderlich. (APA/dpa)