Ökologie
Tiefe Temperaturen ließen Kalterer See heuer komplett zufrieren
Schilf-Mähen durch Eisflächen erleichtert
Bozen - Die "Schilfmahd" am weit über die Landesgrenzen
hinaus bekannten Kalterer See in Südtirol ist in vollem Gang. Durch
die kalte Witterung ist heuer der gesamte See von einer dicken
Eisschicht überzogen und der Boden im Sumpfgebiet gut durchgefroren.
Dies wird derzeit genutzt, um verschiedene Pflegemaßnahmen
durchzuführen, die mangels tragfähiger Eisdecke seit längerem
aufgeschoben werden mussten. Der etwa 120 Hektar große Schilfgürtel im Süden des Sees ist das
größte erhalten gebliebene Feuchtgebiet zwischen der Poebene und dem
Alpenhauptkamm. "Das Biotop ist deshalb eine Naturoase von
unschätzbarem Wert und für Abertausende Zugvögel ein
überlebenswichtiger Rastplatz auf ihrem Flug über die Alpen", betonte
Umweltlandesrat Michl Laimer (SVP) am Mittwoch.
Derzeit werden vom Amt für Landschaftsökologie große Schilfflächen
gemäht. Die anfallende Streu wird zu Rundballen gepresst und von
Bauern zur Einstreu abgeholt. Durch Jahrhunderte haben die Kalterer
Bauern die "Strebmöser" so genützt.
Wird eine Schilffläche nicht mehr gemäht, so breiten sich rasch
Weidenbüsche aus und der Lebensraum der seltenen Vogelfauna
schwindet. "Die Mahd von Streuwiesen wird im Winter durchgeführt, da
so nur die bereits abgestorbenen Pflanzenhalme entnommen werden, die
Störung für die Tierwelt minimal ist und bei gefrorenem Boden auch
größere Maschinen eingesetzt werden können", betonte die Biologin
Maria Luise Kiem vom Amt für Landschaftsökologie. Gleichzeitig werde
dadurch verheerenden Flächenbränden vorgebeugt, die Flora der
Streuwiesen sprieße im Frühjahr wieder mit neuer Kraft und Zugvögel
kommen leichter zu ihrer Beute.
In Ufernähe bleiben Schilfstreifen
Für jene Vogelarten, die alte Schilfröhrichte als Lebensraum
bevorzugen, wie der Sumpfrohrsänger, werden immer wieder
Schilfstreifen stehen gelassen. In Ufernähe verbessere die Schilfmahd
zudem auch die Wasserqualität des Sees. Überschüssige Nährstoffe
würden dem empfindlichen Seeökosystem entzogen, eine
sauerstoffzehrende Vermoderung werde vermieden und die Verlandung des
Sees gebremst.
(APA)