Wien - Die OMV drückt beim
Auftanken der Region zwischen Bodensee und Schwarzem Meer noch stärker aufs
Gas. Ziel des Konzerns ist, in
den EU-Kandidatenländern so
wie schon jetzt in Österreich
(Marktanteil 40 Prozent) bei Sprit und anderen Ölprodukten zum Dominator zu werden. "Flächenmäßig ist die
Expansion beendet, nun gehen wir in die Tiefe", sagt
Gerhard Roiss, seit Jahresanfang OMV-Raffinerie- und
Marketingvorstand. Außer in
Polen ist die OMV in ganz Mittel- und Osteuropa präsent.
Derzeit betreibt die OMV
insgesamt 1160 Stationen in
Mittel- und Osteuropa, davon
534 im Inland und 626 Tankstellen im Ausland, davon 481
in den Reformländern und 145
in Bayern und Norditalien. Heuer werden
die Österreicher ihr Tankstellennetz auch über Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina spannen, zunächst
nur mit einer Hand voll
Zapfstationen.
Regionale Kompetenzzentren
Um den Konzern für das angepeilte Wachstum fit zu machen, wird das nach Ländern
aufgestellte Tankstellengeschäft künftig als eine regionale Einheit geführt, wobei es
neben dem Hauptquartier in
Wien regionale Kompetenzzentren geben wird. Grund für
den internen Umbau: "Wir
müssen in EU-Dimensionen
denken, handeln und strukturieren und gleichzeitig die europäische Integration der Reformländer vorwegnehmen."
Um die geplante Verdoppelung des Marktanteils und
die Expansionspläne abzusichern, bedürfe es einer
"Rückwärtsintegration" des
Marketingsektors. Dazu gehören laut Roiss neben dem Kauf
oder Bau neuer Stationen der
Aufbau von Distributionszentren an der Donau-Schiene
und Kooperationen oder sogar
ein Einstieg bei Ost-Raffinerien. "Big Spender" will der
OMV-Vize aber nicht spielen:
"Wir werden nicht krampfhaft mit der Geldbörse durch die
Lande ziehen." Um an die nötigen Produkte heranzukommen, sei man für alles offen,
von sehr losen Lieferverträgen
über eine Arbeitsteilung bis zu
direkten Beteiligungen.
Investitionsbudget wird erhöht
Damit die dafür benötigten
Mittel nicht zum Problem
werden, steht eine Erhöhung
der Investitionsbudgets ins
Haus. Gemäß geltendem Plan,
der aber in Kürze Makulatur
wird, hat Roiss in den nächsten drei Jahren 800 Mio. Euro
(elf Mrd. S) zur Verfügung.
Dabei muss ein Rädchen ins
andere greifen: Um den Eigenölanteil von jetzt 50 Prozent bei der angestrebten Verdoppelung der Zahl der Tankstellen in der Region zu halten, muss auch die Verarbeitungskapazität von jetzt zehn
Mio. Tonnen auf 20 Mio. Tonnen verdoppelt werden. Dies
dürfte kein Problem sein,
schließlich gibt es in der Region sogar zu viele Verarbeitungsanlagen.
Rot-weiß-rote Reviere
Wenn auch Roiss nicht
kommentieren will, warum
die Multis in der Region (ausgenommen Shell) im Vergleich zu ihrer Größe so unterrepräsentiert sind, liegt dies
für Insider auf der Hand: Viele
kleine Ländermärkte mit unterschiedlichen gesetzlichen
Rahmenbedingungen stehen
der raschen Eroberung der
Märkte entgegen. Mit den regionalen Eigenarten muss sich
die OMV zwar auch herumschlagen, man könne aber zusätzlich die historische Karte
ins Spiel bringen, meint Roiss. (Clemens Rosenkranz, DER STANDARD, Printausgabe 17.1.2002)