Natur
So könnte Leben auf Mars oder Europa aussehen
Einzigartige Bakterienkolonie in Idaho entdeckt, welche Gesteins-Wasserstoff als Energiequelle nutzt
London - In einer unterirdischen Quelle haben
US-Forscher eine einzigartige Bakterienkolonie entdeckt, die als
Modell für außerirdisches Leben dienen kann. Die Mikroorganismen
existieren unter Bedingungen, wie sie auch unter der Oberfläche
anderer Planeten wie dem Mars und auf dem Jupitermond Europa vermutet
werden. Das berichtet das Team um Francis Chapelle vom US Geological
Survey in Columbia (US-Staat South Carolina) in
"Nature". Statt des Sonnenlichts dient den Bakterien Wasserstoff aus dem
Gestein als Energiequelle. Dabei produzieren sie Methan als
Nebenprodukt. Der Anteil dieser so genannten Methanogenen in der 200
Meter tiefen und mehr als 15.000 Jahre alten heißen Quelle im
US-Bundesstaat Idaho betrage mehr als 90 Prozent, berichten die
Forscher.
Keine Sonne, kein Kohlenstoff
Eine derartige zahlenmäßige Überlegenheit von Methanbildnern in
unterirdischen Ökosystemen sei bisher einzigartig. Die Wissenschafter
ermittelten die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft anhand der
Erbinformation der Mikroorganismen. Die Methanogenen zählen zu den
Archaebakterien. Archaebakterien bilden den dritten Ast im System der Lebewesen (neben Bakterien und Eukaryonten). Wie die Bakterien haben sie keine Zellorganellen, einige Stoffwechselwege sowie die Organisation des Genoms sind hingegen ähnlich wie in den Eukaryonten, zu denen Einzeller, Pflanzen und Tiere gehören. Viele Archaebakterien leben unter extremen Bedingungen (80-100°C oder extremer Druck, z.B. 200 bar am Meeresboden).
Die jetzt auf der Erde entdeckte Bakterien-Gemeinschaft, die zum
Überleben weder Sonnenlicht noch organische Kohlenstoff-Verbindungen benötigt, liefere eine Vorstellung davon, wie Leben auf
anderen Planeten unseres Sonnensystems aussehen könnte, meinen die
Forscher.
(APA/dpa)