Richter Baltasar Garzón ist so etwas wie der Justiz-Robin-Hood der Entrechteten in aller Welt geworden. Dank einer großzügigen Interpretation "universaler" Delikte, wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ermittelt der Jurist seit Jahren "grenzüberschreitend". Sein bekanntester Fall: das Verfahren gegen Chiles Exdiktator Augusto Pinochet, der auf Garzóns Initiative in London arrestiert wurde. Doch auch gegen argentinische Generäle, Eta-Terroristen, Drogenbosse und den italienischen Medienmagnaten Silvio Berlusconi ermittelt der Richterstar. Letzterer steht in Spanien unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung.

Sein Kampf gegen die Korruption und staatliches Unrecht hat Garzón auch bei Spaniens Politikern unbeliebt gemacht: Zuerst beim sozialistischen Expremier Felipe González, dessen Partei mehrerer Schmiergeldaffären verdächtig ist. Dann auch bei der regierenden - ebenfalls korruptionsverdächtigen - konservativen Volkspartei

Deren Chef, Premier José María Aznar, freut es auch wenig, dass Garzón ihm die Außenpolitik erschwert: sei es mit Chile oder mit Italien. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 17.1.2002)