Wien/Amsterdam - Online-Communities, die Bassenas im Web, gehören zum Urgestein des Internets. Aber immer öfter werden diese virtuellen Gemeinschaften zu gewinnbringenden Marketinginstru- menten umfunktioniert. Industrie- und Wirtschaftsunternehmen schaffen auf ihren E-Business-Plattformen Platz für Communities, in denen Kunden, Lieferanten oder Anwender einer Dienstleistung wie Software Mitglieder werden können und in teilweise hoch spezialisierten Diskussionsforen chatten oder Fragen posten können."Bei Communities wird das Mitglied selbst aktiv. Das erzeugt eine hohe Loyalität", sagt Andreas Magreiter vom Community-Spezialisten Wunderwerk. Jüngstes diesbezügliches Projekt von Wunderwerk: Im Auftrag von Microsoft wurde eine Gemeinschaft für die neueste Version der Universalsoftware Office XP gegründet. Ein ähnliches Produkt stellt die Wiener Agentur jetzt für Universal Music her, die ihr Onlineangebot mit einem Musikklub für österreichische und Schweizer Musikfans verquicken will. Hoch spezialisierte Gemeinschaften Die Mitglieder, die hinter solchen Communities stehen, bilden sehr oft eine hoch spezialisierte Gemeinschaft, für die das Internetportal eine Art virtuelles Klublokal darstellt. Sie können dort Upgrades kaufen, Software herunterladen, Kritik üben oder fachsimpeln. Der Betreiber der Website erfährt, wo die Schwachpunkte seiner Produkte liegen, er bekommt mit, was besonders "angesagt" ist, und kann so Trends antizipieren. Margreiter: "Was dort gesagt wird, ist eminent wichtig. Schließlich hat die Kommunikation zwischen Usern die höchste Glaubwürdigkeit - auch bei Anonymität der Mitglieder." Gezielte Kommunikation Auch der Datenbankspezialist Oracle sieht in Communities ein hervorragendes Instrument, um mit seinen Zielgruppen zu kommunizieren. "Damit lösen sich traditionelle Informationskanäle auf", sagt Helmut Eichert, Managing Director von Oracle, der es deshalb gar nicht mehr nötig findet, an einer Fachmesse wie der Exponet 2002 teilzunehmen. Schließlich erreiche man über das Oracle Technology Network 1,3 Millionen Spezialisten. Die Anwendungen für Communities, deren Programmierung 40.000 Euro (550.000 S) und mehr kostet, sind fast unbegrenzt, rechnen sich aber nur, wenn eine entsprechend große Gemeinschaft aufgebaut werden kann. Redaktionelle Kosten schlagen nach Gründung nochmals mit mindestens 2000 Euro pro Monat zu Buche. Denkbar sind sie als Medium für die Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden, Kunden untereinander sowie zwischen Lieferanten und Wettbewerbern. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe 17.1.2002)