Skisport
Little Big Lazarus
Hermann Maier wäre gerne gefahren, alle anderen hätten gerne gehabt, dass er gefahren wäre, aus der heißen Asche seiner eigenen Karriere steigend wie ein Phönix auf Carvern. Hermann Maier teilte gestern der Welt mit, nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können, die Heilungs- prozesse beharrten allen Tricks zum Trotz auf ihrem eigenen Tempo. Er wird sich unter eine südlichere Sonne schicken und seinen Nerven Zeit geben, sich zu erholen. Das Publikum kriegt keine Pause, die Rennen in Kitzbühel und die Olympiaqualifikation fordern den ganzen Fan.Der ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel behauptete gestern, Maiers Comeback-Story nicht künstlich am Kochen gehalten zu haben. "Die Medien", so Schöcksnadel, hätten die Erwartungen aufgebauscht - und zwar gegen die kalmierende Kraft des Verbandes. Die Medien. Ach so. Und der Verbandspräsident fand nie Zeit oder Gelegenheit, die Sache klarzustellen, die allen klar war - mit Ausnahme der an ihrem Weiterköcheln Interessierten. Der ÖSV-Präsident vermarktet Maier (wie alle anderen Skistars) auch; er handelt Sponsorenverträge aus - die dafür fällige Agenturprovision steckt er in die Ausbildung des ÖSV-Nachwuchses, um den steten Fluss von ÖSV-Stars zu gewährleisten, mit denen man Geld verdient, um das Team zu finanzieren.
Um die Skifahrer profitträchtig zu platzieren, schloss Schröcksnadel Verträge mit dem ORF und der Kronen Zeitung ab. Die Partner hatten alle spezielles Interesse daran, dass die Menschen ihr ausgeprägtes Interesse an Maiers Wunderheilung ja nicht verlieren. Helden sind gut und schön, aber Helden gibt's schon mehr als vife Manager. Wer jedoch das richtige Marketingkonzept und Mediennetz nützen kann, verkehrt noch die ärgste Niederlage in ein Meer der Anteilnahme.