Wirtschaft
Siemens-Chef rechnet weiter mit deutlicher Ergebnissteigerung
Heinrich von Pierer: Restrukturierungen bei Netzwerksparte ICN nicht auszuschließen
München - Der Siemens-Konzern ist trotz eines operativen
Gewinnrückgangs im ersten Quartal für das laufende Geschäftsjahr
optimistisch gestimmt. Er rechne wegen des Konzernumbaus weiter mit
deutlich steigenden Gewinnen im Geschäftsjahr 2001/02 (30.
September), sagte Siemens-Chef Heinrich von Pierer am Donnerstag auf
der Hauptversammlung in München. "Die Unsicherheiten sind aber nach
wie vor groß." Sorgen bereitet Deutschlands größtem Elektrokonzern
weiterhin die defizitäre Netzwerksparte. Im ersten Quartal gingen die Ergebnisse der operativen
Siemens-Bereiche laut erster Einschätzung im Vorjahresvergleich
zurück. Verglichen mit dem schwachen Schlussquartal des abgelaufenen
Geschäftsjahres hätten sie sich aber deutlich verbessert, betonte
Pierer. Durch den Verkauf von Infineon-Aktien wird das
Siemens-Ergebnis im ersten und im zweiten Quartal aufgebessert.
Auftragseingang und Umsatz konnten zwischen Oktober und Dezember nach
Pierers Angaben gesteigert werden. Der Aktienkurs stieg am Donnerstag
um zwischenzeitlich rund zwei Prozent auf 70,50 Euro (970,1 S).
Gewinneinbruch im vorigen Jahr
Im Geschäftsjahr 2000/01 hatte der Siemens-Konzern einen
Gewinneinbruch erlitten. Das Ergebnis ging von 8,9 auf 2,1 Mrd. Euro
zurück. Der Umsatz wuchs um 15 Prozent auf 82,3 Mrd. Euro. Im Rahmen
des Konzernumbaus will das Unternehmen weltweit insgesamt 20.000
Stellen streichen. "Was den Personalabbau angeht, sind wir durch das
Schlimmste durch", sagte Pierer. Er wollte aber insbesondere beim
Problembereich ICN weitere Anpassungen nicht ausschließen.
Im Netzwerkgeschäft sei derzeit von der Nachfrageseite kaum eine
Besserung in Sicht. "Das Marktumfeld hat sich in letzter Zeit nicht
verbessert", sagte Pierer. Die Restrukturierung von ICN laufe sehr
gut. Allerdings sei es möglich, dass sie beschleunigt oder
ausgeweitet werden müsse. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte ICN vor
Steuern, Zinsen und Firmenwertabschreibungen einen Verlust von 861
Mill. Euro erzielt.
Trennung von Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann
Pierer bekräftigte, dass sich Siemens von seiner
49-Prozent-Beteiligung an dem Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei
Wegmann trennen wolle. Ziel sei ein Verkauf noch in diesem Jahr. "Ich
weiß aber nicht, ob das gelingen wird." Er sei überzeugt davon, dass
es eine Reihe von Interessenten gebe, allerdings sei der Verkauf auch
ein politischer Vorgang, über den er mit der Bundesregierung sprechen
müsse. Auch der Spritzgießmaschinen-Hersteller Mannesmann Plastics
Machinery stehe weiterhin zum Verkauf. Derzeit gebe es aber keine
Verhandlungen.
Die Einschätzung der weiteren konjunkturellen Entwicklung sei
derzeit schwierig, sagte Pierer. "Das Wachstum lässt an verschiedenen
Stellen der Welt zu wünschen übrig." Siemens profitieren aber weiter
von seiner breiten Aufstellung. Zudem sei ein Aufschwung in der
zweiten Jahreshälfte ausgehend von den USA vorstellbar.(APA/dpa)