Telekom
Experten bewerten Telekom Austria mit 8,5 Mrd. Euro
Telecom Italia und ÖIAG müssen sich bei Verkauf nicht beeilen - Schwachstellen sind Marktanteilsverluste im Festnetz und langsames Wachstum von ADSL
Die börsenotierte Telekom Austria (TA)
ist insgesamt
8,5 Mrd. Euro (117,0 Mrd. S) wert, wobei der österreichische Markt
7,9 Mrd. Euro zum Gesamtwert beiträgt, schätzt das zur Citigroup
gehörende Investmenthaus SchroderSalomonSmithBarney (SSSB) in einer
aktuellen Unternehmensanalyse. Das Festnetzgeschäft bewertet das
Investmenthaus mit 4,3 Mrd. Euro, die Mobilkom Austria-Gruppe mit 4
Mrd. Euro. Das Kurziel für die TA-Aktie hat SSSB nun von 10,00 auf
10,40 Euro erhöht.
TA-Gewinnprognose gesenkt
Zugleich wurde die TA-Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2002
allerdings von 0,15 auf 0,10 Euro je Aktie gesenkt, die Schätzung für
2003 wurde von 0,47 auf 0,23 Euro je Anteilsschein zurückgenommen.
Das Rating "Outperform, High Risk" wurde in der aktuellen Analyse der
Investmentbank bestätigt.
Für einen Verkauf der TA sieht SchroderSalomon keine Eile, weder
für die Telecom Italia (TI), die 29,8 Prozent an der TA hält und
zuletzt betont hat, ihre TA-Beteiligung verkaufen zu wollen, noch für
die ÖIAG, die 47,8 Prozent an der TA hält und nach eigenen Angaben
bis März über einen Verkauf entscheiden will. Der TA-Wert habe
zuletzt eindeutig vom Erfolg der Restrukturierung profitiert und
könne auch weiterhin noch steigen, heißt es in der Analyse. Daher sei
es möglich, dass die Eigentümer mit dem Verkauf noch abwarten, um
einen besseren Verkaufspreis zu erzielen.
Mehrere Verkaufswege
Sobald die TI von der ÖIAG die notwendige Erlaubnis zum Verkauf
ihres Anteils bekommen hat, stünden der TI mehrere Verkaufswege
offen, analysiert Schroder. Sollte ein neuer Investor neben dem
TI-Anteil auch den Anteil der ÖIAG übernehmen, müsste er ein Angebot
zur Gesamtübernahme machen. Ein Verkauf unter 9 Euro pro Aktie sei
allerdings unwahrscheinlich, so das Investmenthaus. Die TI könnte
ihren TA-Anteil aber auch gegen mehr Aktien an der Mobilkom
eintauschen.
Damit würde die TA nur mehr einen Minderheitsanteil an der
Mobilkom halten, der TA-Anteil an der Mobilkom würde verdünnt und die
TA-Aktionäre müssten dafür kompensiert werden, analysiert
SchroderSalomon. Der TA-Streubesitz würde sich von derzeit 22,4
Prozent auf 31,9 Prozent erhöhen. Die TI würden nach dem Aktientausch
an der Mobilkom 35 Prozent halten, die TA, die derzeit 75 Proezent
hält, nur mehr 40 Prozent, die restlichen 25 Prozent würden bei der
TI-Mobilfunktochter TIM verbleiben, rechnet das Investmenthaus vor.
Als Käufer für das TA-Festnetzgeschäft wäre die Deutsche Telekom
ideal, meinen die Analysten von SchroderSalomon. Allerdings liege der
Schwerpunkt des deutschen Ex-Monopolisten derzeit auf dem
Schuldenabbau, dem Akquisitionen nicht dienlich wären. Auch die von
Medien zuletzt als potentieller Käufer kolportierte Swisscom hält das
Investmenthaus nicht für interessiert.
Die TI hat im Dezember 1998 um 1,982 Mill. Euro 25 Prozent bzw.
125 Millionen Aktien der TA gekauft, was einem Preis von 15,86 Euro
pro Aktie entspricht. Ende 2000 bekam die TI nach dem Börsegang
zusätzliche 4,8 Prozent an der TA gratis dazu, da der Emissionspreis
unter 75 Prozent von dem Preis lag, den die TI 1998 bezahlt hatte.
Damit hat die TI im Schnitt für ihren 29,8 Prozent-Anteil (149
Millionen Aktien) an der TA 13,3 Euro pro Aktie bezahlt, so SSSB. Den
Wert der TI-Beteiligung schätzt Salomon derzeit auf 1,4 Mrd. Euro.
Schwachstellen sind Marktanteilsverluste im Festnetz und langsames Wachstum
von ADSL
Die Telekom Austria ist insgesamt auf gutem Weg, die
Restrukturierung läuft erfolgreich, meinen die Analysten des
Investmenthauses SchroderSalomonSmithBarney (SSSB) in einer aktuellen
Unternehmensbeurteilung. Für 2002 könnte sich bereits ein positives
Nettoergebnis ausgehen, meinen die Analysten. 2001 werde das
Nettoergebnis auf jeden Fall negativ sein, v.a. wegen der Abwertung
der tschechischen Internet-Tochter CzechOnline um rund 120 Mill.
Euro.
Die Schwachstellen der TA seien der große Marktanteils-Verlust im
Festnetzgeschäft, der sich zuletzt aber verlangsamt habe. Ende
September 2001 betrug der TA-Marktanteil im Festnetz 57,3 Prozent,
das sei vielleicht der geringste Marktanteil europaweit eines
Ex-Monopolisten, schätzt das Investmenthaus. Außerdem wachse die
Internet-Breitbandtechnologie ADSL nicht so schnell wie anfangs
angenommen, das Ziel, Ende 2001 130.000 ADSL-Kunden zu haben, werde
die TA voraussichtlich nicht erreichen, meinen die Experten. Im
Mobilfunkgeschäft sieht SchroderSalomon die Mobilkom-Töchter in
Kroatien (VIPnet) und Slowenien (si.mobil) als potenzielle
Wachstumsträger. (reutera)