Wirtschaft
"Schwarzes Jahr" für Pensionskassen
Jeder siebente Zusatzpensionsbezieher ist "Opfer"
Wien - Angesichts der schwachen Börsenentwicklung war 2001
auch für die heimischen Pensionskassen ein "schwarzes Jahr". Deshalb
gibt es heuer für 5.320 der insgesamt 36.000 Zusatzpensionsbezieher
eine Leistungskürzung um im Schnitt zirka drei Prozent. Im Mittel
haben die 19 Pensionskassen nach Angaben des Fachverbands im Vorjahr
eine negative Performance von knapp über 1 1/2 Prozent aufgewiesen,
wobei die 107 Veranlagungs- und Risikogemeinschaften (VRG) zwischen
-5 und +5 Prozent streuten, im Jahr davor waren es -2 bis +6 Prozent
Allerdings gab es in den elf Jahren seit Einrichtung der Kassen in
Österreich lediglich drei Minus-Jahre, und im Durchschnitt aller elf
Jahre gab es immerhin einen Wertzuwachs von etwa 8 Prozent jährlich. Fachverbands-Vorsteher Dietmar Neyer sieht daher das System der
Pensionskassen auch durch das - nicht zuletzt wegen der Terrorakte
vom 11. September - besonders schwierige Börsejahr 2001 "nicht in
Frage gestellt", wie er am Donnerstag in einem Pressegespräch mit
Fachverbands-Geschäftsführer Fritz Janda betonte. Zu diesen Kassen
gebe es auch nach dem 11. September "keine Alternative", und die
Zeichen für 2002 und 2003 stünden wieder auf Wachstum.
Kürzungen nur bei beitragsorientierten Zusatzpensionen
Geht man von gut 110 Mrd. S (7,99 Mrd. Euro) aus, die die 12
betrieblichen und 7 überbetrieblichen Pensionskassen zur Zeit für
323.000 Anwartschafts- und Leistungsberechtigte verwalten dürften, so
macht die vorjährige Negativ-Performance von 1,6 Prozent rechnerisch
1,8 Mrd. S aus. Davon dürften jedoch zumindest drei Viertel durch die
Schwankungsrückstellungen der Kassen "aufgefangen" werden können,
schätzt etwa Christian Böhm, Vorstandschef der APK Pensionskassen AG.
Kürzungen der Zusatzpensionen seien ohnedies nur bei jenen zwei
Drittel der Verträge möglich, die beitragsorientiert gestaltet sind.
Bei leistungsorientierten VRG, wo also eine bestimmte Pensionshöhe
vereinbart ist, könne es ohnedies zu keiner Kürzung kommen, so Janda.
Starke Streuungen
Anhand eines "Muster-Veranlagungskreises" (VGR) veranschaulichte
Fachverbands-Vorsteher Dietmar Neyer, wie stark der Wertzuwachs in
einzelnen Jahren schwanken kann: Während bei diesem "VGR X", der dem
Durchschnitt aller VGR nahe komme, im Vorjahr -1,6 Prozent
Performance und im Jahr davor -1,9 Prozent Wertverlust hingenommen
werden mussten, brachten die besten Jahre deutlich zweistellige
Wertzuwächse, zum Beispiel +14,2 Prozent im Spitzenjahr 1993, 12,4
Prozent 1992, 11,8 Prozent 1996 und 11,5 Prozent 1999. Im Zeitraum
1991 bis 2001 habe der Zuwachs 7,9 Prozent im Jahr betragen.
Auch die Performance aller Veranlagungs- und Risikogemeinschaften
der heimischen Pensionskassen streute in den vergangenen Jahren sehr
stark: Im Vorjahr waren es zwischen -5 und +5 Prozent, im ebenfalls
schon schwierigen Börsenjahr 2000 zwischen -2 und +6 Prozent, dagegen
im exzellenten Veranlagungsjahr 1998 zwischen +11 und +19 Prozent,
jeweils stark abhängig vom jeweiligen Aktienanteil in den VGR.
Wer sich 2001 ausgerechnet am 24. September sein Wertpapierdepot
angesehen hat, hätte - gemessen am MSCI-World-Index - ein Minus von
30 Prozent registriert. "Hätten die österreichischen Pensionskassen
an diesem Stichtag abgerechnet, so wären die Ergebnisse je nach
Aktiengewichtung zwischen -11 und -5 Prozent gelegen", so Neyer.
Von der künftigen Neuregelung der Abfertigung erwarten sich die
Pensionskassen nach früheren Angaben einen Vermögensschub von
zusätzlich 20 Mrd. S binnen weniger Jahre. Am Donnerstag wollten die
Fachverbandsvertreter zum Thema "Abfertigung neu" nichts Näheres
sagen: "Über ungelegte Eier soll man nicht gackern", so Janda. (APA)