Unternehmen
Wiener Buchhandlung Gerold im Ausgleich
Deutsches Fachbuchunternehmen Lehmanns angeblich an Kauf interessiert
Wien - Die Wiener Buchhandlung Gerold & Co, die bereits im
Dezember des Vorjahres die Schließung ihres traditionsreichen
Standortes am Wiener Graben mit Ende Jänner angekündigt hatte, ist
nun im Ausgleich. Das teilte der Kreditschutzverband (KSV) am
Donnerstag in einer Aussendung mit. Aktiva von 1,3 Millionen Euro
(17,9 Mill. S) stehen Passiva von 2,6 Mill. Euro gegenüber. Den
Gläubigern sei die gesetzliche Mindestquote von 40 Prozent innerhalb
von zwei Jahren angeboten worden. Der KSV werde die Angemessenheit
dieser Quote prüfen.Suche nach Käufer geht weiter
Bei der Wiener Universitätsbuchhandlung Gerold & Co gibt man sich
trotz des am Donnerstag bekannt gewordenen Ausgleichs
optimistisch, einen Käufer für das angeschlagene Unternehmen zu
finden. Auf Anfrage der APA sagte Geschäftsführer Karl Schweighofer,
es stünden Gespräche mit dem deutschen Buchhandelsunternehmen
Lehmanns bevor. Daneben gebe es aber auch österreichische
Interessenten.
Die Umstrukturierung des Unternehmens sei im Laufen, betonte
Schweighofer, Ehemann der Gerold-Alleineigentümer Henriette
Schweighofer. Die Schließung des Graben-Geschäfts sei die Grundlage,
um dies "ins Rollen zu bringen". Der Geschäftsführer bestätigte, dass
die Gerold-Jugendbuchhandlung und das Bibliotheksservice erhalten
bleiben sollen. Von den zuletzt 40 Dienstnehmern würden nur zehn bis
15 übrig bleiben.
Die Schuld an der Finanzmisere seines Unternehmens sieht
Schweighofer bei seinem Vorgänger als Geschäftsführer. Dieser habe
bis zu seinem Ausschluss aus dem Unternehmen im November 2000 zwar
die Umsätze "hochgepusht", aber auch für entsprechende Schulden
gesorgt. "Das haben wir ja auch bei Libro erlebt", so Schweighofer
lakonisch. Nach der Übernahme der Geschäfte habe er feststellen
müssen, "dass Verbindlichkeiten in einem Ausmaß gegeben sind, die im
üblichen Zeitablauf des normalen Geschäfts nicht abzudecken sind". (APA)