Unternehmen
Enron: Wirtschaftsprüfer Andersen gefeuert
Zweifel an Beratung bei Bilanzierung
Washington - Der zusammengebrochene US-Energiekonzern
Enron hat sich von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur
Andersen getrennt. Hintergrund sind Anzeichen, dass die Prüfer trotz
Zweifel an den Bilanzpraktiken des Konzerns nicht aktiv wurden.
Enron-Anwalt Robert Bennett sagte am Donnerstagabend, das Unternehmen
mache sich Gedanken wegen der Bilanzberatung.Schulden fehlten in Bilanzen
Enron hatte im November vergangenen Jahres eingeräumt, dass der
Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch
angegeben worden war und ein Großteil der Schulden von 15 Milliarden
Dollar (17,04 Milliarden Euro) nicht in den Bilanzen ausgewiesen
wurde.
Aus Unterlagen der Wirtschaftsprüfer, die einem
Untersuchungsauschusses des US-Kongresses vorliegen, geht hervor,
dass Arthur Andersen bereits vor knapp einem Jahr Zweifel an der
Bilanzierungspraxis des Unternehmens gehabt hatte. Nach einem anderen
Dokument wurden die Wirtschaftprüfer im August 2001 von einer
Mitarbeiterin aus dem Enron-Finanzbereich über ihre Bedenken
informiert.
Unterlagen vernichtet
Nachdem bekannt geworden war, dass Andersen-Mitarbeiter Unterlagen
im großen Stil vernichtet hatten, entließ das
Wirtschaftsprüfungsunternehmen seinen Mitarbeiter David Duncan, der
für die Prüfung der Enron-Bücher zuständig war. Andersen hatte
erklärt, Duncan habe die Vernichtung von Unterlagen organisiert.
Die engen Verbindungen zu Enron könnten auch US-Präsident George
W. Bush in Bedrängnis bringen. So hatte der Präsident des
Unternehmens, Lawrence Whalley, im Finanzministerium um Hilfe bei den
Verhandlungen mit den Banken gebeten. Enron gehörte zu den größten
Geldgebern für den Präsidentschaftswahlkampf Bushs. Enron, einst das
siebtgrößte Unternehmen der USA, meldete am 2. Dezember Konkurs an,
nachdem Übernahmeverhandlungen mit Dynegy gescheitert waren. (APA)