Salzburg - Schrecksekunde im Tauerntunnel: Etwa in der Mitte des über sechs Kilometer langen Gegenverkehrstunnels zwischen Pongau und Lungau geriet Freitag kurz nach Mittag ein türkischer Lastkraftwagen in Brand. Der Lenker konnte den Wagen noch in eine Seitennische lenken, wo der mit Stahl beladene Lkw ausbrannte. Die Szenen ließen Erinnerungen an die Brandkatastrophe vom Mai 1999 aufkommen.Flucht möglich Damals fuhr ein Lkw in eine vor einer Ampel im Tunnel stehende Fahrzeugkolonne. Bei dem folgenden Brandinferno wurden zwölf Menschen getötet. Der Fahrer ist inzwischen rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilt. Der jüngste Unfall am Freitag verlief wesentlich glimpflicher: Verletzt wurde niemand, der Lkw-Fahrer und andere Kfz-Lenker konnten rechtzeitig aus dem Tunnel flüchten und sich in Sicherheit bringen. Rasch gelöscht Gegen 13 Uhr verdunkelten plötzlich dichte Rauchschwaden die Überwachungsmonitore des Tunnelwartes. Die Ampeln an den beiden Tunnelportalen schalteten sofort auf Rot, die Feuerwehren gaben Großalarm. Die nach dem Inferno von vor zweieinhalb Jahren optimierten Einsatzpläne dürften sich ebenso bewähren wie zusätzliche technische Sicherheitseinrichtungen wie beispielsweise eine nach der Katastrophe von 1999 eingebaute neue Lüftungsanlage: Trotz der enormen Rauchentwicklung und der großen Hitze gelang es, den Brand in knapp einer Stunde zu löschen. Die wichtige Nord-Süd-Verbindung auf der A10, der Tauernautobahn, blieb aber für die Bergung mehrere Stunden gesperrt. Die vielen Unfälle im Tauerntunnel - auch in der Nacht zum Freitag musste die Röhre für mehrere Stunden gesperrt werden - setzen die Sicherheitsdiskussion immer wieder auf die Tagesordnung. Für 2004 wurde vom Straßenerhalter Asfinag der Bau einer zweiten Röhre durch Tauern und Katschberg in Aussicht gestellt. Aber nicht alle Verkehrsexperten rechnen mit weniger Unfällen durch den Bau eines zweiten Tunnels. Dieser würde nämlich mehr Verkehr anziehen und auf der gesamten A10 die Unfallhäufigkeit steigern. (neu/DER STANDARD, Printausgabe 19./20.01.2002)