Natur
Maßnahmen gegen die gentechnische Verunreinigung von Saatgut
Greenpeace: Österreichische Regelung als Vorbild
Wien/Brüssel - Die Umweltorganisation Greenpeace hat am Freitag die EU-Kommission aufgefordert, europaweit Maßnahmen gegen die gentechnische Verunreinigung von Saatgut zu ergreifen. Die am ersten Januar in Kraft getretene österreichische Regelung diene dabei EU-weit als Vorbild, so Greenpeace in einer Aussendung. Die Umweltorganisation befürchtet, dass im Falle einer Nicht-Regelung in der Anbausaison 2002 die Gefahr droht, dass EU-weit auf großen Flächen unbewusst und unkontrolliert Gentech-Saatgut ausgebracht wird. Gefordert wird, dass in Saatgut keine gentechnischen Verunreinigungen nachweisbar sein dürfen. Die Nachweisgrenze liege bei ca. 0,1 Prozent. "Eine aktuelle Recherche zeigt, dass selbst US-Saatgut-Firmen sauberes Saatgut liefern können", so Greenpeace-Gentech-Experte Thomas Fertl. EU-weit müssen daher strenge Vorschriften gegen gentechnische Verunreinigungen in Saatgut eingeführt werden.
Selbstverständlich sei der Bundesminister für Landwirtschaft Wilhelm Molterer aufgefordert, die Einhaltung der Vorschriften streng zu überwachen und bei Verstößen unverzüglich einzugreifen. Nur so könne gewährleistet werden, dass die österreichische Landwirtschaft weiterhin gentechnik-frei bleibe, meint Fertl.
Kommission verzögere Richtlinie
Die Europäische Kommission hat schon mehrmals eine Richtlinie zur Regelung gentechnischer Verunreinigungen in Saatgut von konventionellen, nicht genmanipulierten Sorten angekündigt. "Allerdings verzögert die Kommission diese Richtlinie ständig. In der Folge werden großflächig Gentech-Pflanzen ungewollt und unkontrollierbar angebaut", so der Gentechnik-Experte. Teile der Saatgut- und Biotech-Industrie behaupten, dass es nicht möglich sei, die Grenzwerte von 0,1 Prozent einzuhalten und fordern Grenzwerte bis ein Prozent.
Eine neue Studie von CropChoice.com, einer amerikanischen Bauern-Informationsplattform, listet über 30 US-Saatgutfirmen auf, die Mais- und Soja-Saatgut anbieten, in dem keine gentechnischen Verunreinigungen nachweisbar sind.
Im Mai 2001 haben Analysen gezeigt, dass in Österreich verkauftes Mais-Saatgut mit nicht zum Anbau zugelassenem Gentech-Mais verunreinigt war. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Österreich etwa 180 Tonnen gentechnisch verunreinigtes Saatgut verkauft. Das entspricht einer Anbaufläche von ca. 6.000 Hektar. (pte)