Wien - Der Feuerfestkonzern RHI kommt nicht zur Ruhe: Der Kleinaktionär Rupert-Heinrich Staller will sich mit dem Stillhalteabkommen der Banken nicht zufrieden geben, sondern verlangt von den Banken einen Forderungsverzicht von 396 Mio. Euro. Das ist so viel wie RHI 1999 für den Kauf der US-Firma GIT hinblätterte: "RHI ist in der Schuldenfalle. Die Banken haben das Abenteuer mit Krediten mitgetragen, also sollen sie jetzt auch verzichten wie viele Aktionäre, die zum Teil 80 Prozent verloren haben." Das US-Engagement hat RHI 870 Mio. Euro Verluste beschert. Michael Mauritz, Sprecher der Erste Bank, kontert: "Die Banken haben mit einer Bereitstellung von Mezzaninkapital in der Höhe von 400 Mio. Euro genug beigetragen." Fraglich ist die von Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger geforderte Sonderprüfung wegen unprofessionellen Agierens der damaligen Unternehmensverantwortlichen Walter Ressler und Friedrich Nemec. Allein um sie als Punkt auf die Tagesordnung der außerordentlichen Hauptversammlung zu bekommen, braucht es einen Anleger mit zumindest fünf Prozent des Unternehmensanteils. Erste lehnt ab Rasinger fordert Erste Bank und Generali dazu auf, die jeweils mehr als fünf Prozent an der RHI halten. Doch auch hier winkt Mauritz für die Erste ab: "Solange keine strafrechtlichen Fakten am Tisch liegen, würde das nur weiteres Geld und Zeit kosten." In der RHI wird derweil weiter an der Sanierung gearbeitet, Finanzvorstand Eduard Zehetner nannte dem S TANDARD erstmals Details zur vorgesehenen Wandelanleihe: Demnach können sich die Aktionäre bei einer Nominalverzinsung von sechs Prozent eine interne Rendite von etwa 20 Prozent erwarten. Der Kurs sei dabei aufgrund der internen Unternehmensbewertung bis 2007 zwischen 13,5 und 15 Euro festgelegt. Sanierungsplan Anfang der Woche hatten Zehetner und Vorstandschef Helmut Draxler einen Sanierungsplan präsentiert. Demnach werden Gewinn- und Kapitalrücklagen von 400 Mio. Euro aufgelöst. 400 Mio. Euro Bankschulden werden in nachrangiges, zins- und tilgungsfreies Mezzaninkapital, einer Mischform aus Fremd-und Eigenkapital, auf fünf Jahre gewandelt. Bleiben damit noch 700 Mio. Euro Bankschulden übrig. Zudem soll eine Wandelanleihe über 144 Mio. Euro begeben und von der Hauptversammlung abgesegnet werden, sodass sich die Schulden auf 556 Mio. Euro vermindern. Zehetner sieht die RHI in fünf Jahren bei der Hälfte des jetzigen Schuldenstandes und rechnet vor: "Bei etwa 100 Mio. Euro Betriebsergebnis (Ebit) bleiben uns 70 Mio. Euro zur Tilgung der Schulden. Darüber hinaus bleibt uns aus dem Free Cashflow Geld zum Abtragen." Helmut Draxler will weg vom Stahlgeschäft hin zu neuen Produkten wie etwa Glas. Auch neue Märkte sollen her. (Esther Mitterstieler, DER STANDARD, Printausgabe 19.1.2002)