Wien - "Ich halte unsere Lösung für besser als die deutschen Kombi-Löhne." Deshalb denkt der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich, Herbert Buchinger, nicht im entferntesten daran, dieses so genannte Mainzer Modell auch in Österreich einzuführen. Eher skeptisch sieht es auch Arbeitsminister Martin Bartenstein: "Wie man sieht, haben die Kombi-Löhne ja keinen großen Erfolg", sagt seine Sprecherin Ingrid Nemec. Buchinger setzt im Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit lieber auf die bewährte "Eingliederungsbeihilfe" (früher: Aktion Come Back). Dabei bekommen Firmen eine Zeit lang Lohnzuschüsse vom Arbeitsmarktservice, wenn sie Langzeitarbeitslose einstellen. Ein halbes bis ganzes Jahr (in Einzelfällen auch zwei Jahre) werden den Firmen zwei Drittel der Lohnkosten (Löhne plus Lohnnebenkosten) abgegolten, und zwar völlig unabhängig davon, ob sie die Exlangzeitarbeitslosen danach weiter beschäftigen oder nicht. Beim deutschen Modell brauchen Unternehmer gewissen Langzeitarbeitslosen nicht einmal mehr die Mindestlöhne zu zahlen, was den Widerstand der Gewerkschaften erklärt. Die Exarbeitssuchenden erhalten aber trotzdem den Mindesttarif, denn die Differenz kommt aus anderen Quellen, vom Arbeitsamt oder von diversen Sozialtöpfen. Erfolg mit "Come Back" Bei den Nachbarn sind die Betroffenen innerhalb der Firma also unter Umständen nur Arbeitnehmer zweiter Klasse. Im heimischen Modell erhalten sie dagegen ihren vollen Lohn vom Betrieb wie alle anderen Arbeitnehmer auch. Der Erfolg der Eingliederungsbeihilfe kann sich in der Tat sehen lassen: Rund 57 Prozent der Unterstützten wurden auch nach Auslaufen der Aktion weiterbeschäftigt. Weitere zwölf Prozent trennten sich zwar von der Firma, wechselten aber zu einem neuen Dienstgeber oder machten sich selbstständig. Nur ein knappes Drittel war nachher wieder arbeitslos, ergab eine Evaluierung der L&R-Sozialforschung für das Jahr 1997. Im letzten Jahr konnten in Österreich durchschnittlich 15.000 Arbeitslose davon profitieren. Das AMS kostete dies 124,7 Mio. Euro (1,7 Mrd. Schilling). Auch Buchinger räumt ein, dass die heimische Aktion auf den ersten Blick zwar teurer kommt als deutsche Kombi-Lösung. Doch wenn sie greift, kann die gesamte Volkswirtschaft davon profitieren, etwa in Form von geleisteten Sozialversicherungsbeiträgen und wegfallenden Arbeitslosengeldern. Die Eingliederungsbeihilfe gibt es schon seit Jahren, wobei die konkrete Ausgestaltung sich änderte und bundesländerweise variiert. Die Idee, die dahinter steckt: Langzeitarbeitslose, die nach längerer Abwesenheit wieder in den Beruf zurückkehren, brauchen anfangs mehr Betreuung vonseiten der Firmen. Das wird mit den Lohnzuschüssen abgedeckt. (Lydia Ninz, DER STANDARD, Printausgabe 19.1.2002)