Dem Presserat, Selbstkontrollorgan der Printmedien, droht Montag das Ende. Nach der einseitigen Kündigung der Mitgliedschaft durch den Zeitungsverband blieben Verhandlungen mit der Journalistengewerkschaft (DER STANDARD berichtete) bis Freitag erfolglos.Die Concordia verwahrt sich gegen Ultimaten

Der Presseclub Concordia, ebenfalls Trägerverein des Presserats, lud Freitag zu weiteren Gesprächen. Auf neuerliche Verhandlungen deutete freilich wenig hin. Zugleich verwahrte sich die Concordia gegen Ultimaten oder "irreversible Schritte".

"Das heißt Krieg"

Die dürfte freilich der Zeitungsverband setzen: "Die Akkordierung im Vorfeld war nicht erfolgreich", sagt dessen Generalsekretär Walter Schaffelhofer dem STANDARD. Einigt man sich nicht doch noch, "bleibt es bei unserer Kündigung, der Presserat hört damit nach unserer Ansicht auf zu existieren." "Ein vollkommen sinnloser Akt", sagt Franz C. Bauer, Chef der Journalistengewerkschaft: "Das heißt Krieg", den Presserat "zu kippen, ohne Neues zu haben".

Der vom Presserat formulierte Ehrenkodex für Medienleute sei mittelbar Teil vieler Dienstverträge von Journalisten. Daher müsse deren Gewerkschaft entscheidend mitbestimmen können.

Paul Vecsei, von der Gewerkschaft gestellter Vizepräsident des Rates, stößt sich an den Vorstellungen des Zeitungsverbandes VÖZ: "Herausgeber und Verleger könnten sich aussuchen, welche Journalisten dort vertreten sind." Mitglieder eines als Verein organisierten neuen Presserates sind nach VÖZ-Plan die Zeitungen. Sie entsenden einen verlegerischen und einen journalistischen Vertreter. Dass beide der Verleger aussuchen könnte "würde ich nicht für klug halten", meint Schaffelhofer. Passieren könne das aber. (fid/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 19./20. Jänner 2002)