Mensch
Für die offizielle Anerkennung von Pflanzen als Arzneimittel
Afrika: Auch Missbrauch mit traditioneller Medizin
Nairobi - Forscher aus sechs afrikanischen Staaten haben
sich bei einem wissenschaftlichen Symposium in der westkenianischen
Stadt Eldoret für die offizielle Anerkennung von Pflanzen als
Arzneimittel in ihren Ländern ausgesprochen. Nach Angaben der
Wissenschafter basieren 40 Prozent aller Medikamente weltweit auf
pflanzlichen Wirkstoffen. "Einst war der Austausch von Waren und Menschen die große
Herausforderung für die Welt. Das kam der Informationsfluss und in
zehn bis 20 Jahren wird es das Wissen über Moleküle und das
genetische Material von Pflanzen sein", erklärte Prof. Raphael
Munavu, Vize-Kanzler der Moi-Universität in Nairobi, nach Angaben der
Tageszeitung "Daily Nation" bei dem Symposium.
Für die Gesundheitssysteme vieler afrikanischer Staaten würden
sich ungeahnte Möglichkeiten auftun: Ausgaben für "westliche"
Medikamente - zum Teil ohnehin nicht finanzierbar - könnten gekürzt
werden, das umfassende Wissen traditioneller Heiler über die
Wirkungen von Pflanzen bei der Behandlung von Krankheiten genützt und
sogar exportiert werden. Genau hier liegt aber die Crux: Mit der
traditionellen Medizin wurde und wird exzessiv Missbrauch betrieben.
Beispiel für Missbrauch
"In Kenia zum Beispiel ist immer wieder von selbst ernannten
Medizinmännern zu lesen, die behaupten, über ein neues Medikament zu
verfügen, das Aids heilt. Und viele Menschen, die keinen Zugang zu
Informationen haben, fallen auf solche Quacksalber hinein und geben
ihnen ihr letztes Geld. Das ist einer der Gründe, warum offizielle
Stellen solche Vorbehalte gegen die Zulassung der von Pflanzen als
Heilmittel haben", erläuterte der Salzburger Arzt Dr. Walter
Schmidjell, Mitarbeiter der in Nairobi beheimateten African Medical
and Research Foundation, im Gespräch.
Für Menschen in Ostafrika seien die traditionellen Heiler im Falle
von Erkrankungen noch immer Anlaufstelle Nummer eins, sagte
Schmidjell. Das habe seine Gründe etwa in Kenia unter anderem darin,
dass Kranke in Spitälern schon vor der Behandlung bezahlen müssten,
und in dem Umstand, dass der "Healer" im Gegensatz zum Schulmediziner
zugleich die Funktion des Psychologen und des Sozialberaters erfülle.
Bei dem Symposium in Eldoret wurde auch beklagt, dass in
Industriestaaten sehr wohl der Nutzen von einigen Pflanzen erkannt
worden sei: "Sie haben diese Pflanzen aus Afrika mitgenommen, in
ihren Labors gehortet und der Dritten Welt dann den Zugang
verweigert."
(APA)