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Rikilt/Wien/Krems - Das antibiotikabelastete Fleisch kam nicht bis zu den Konsumenten: Noch vor Ladenöffnung, in der Nacht zum Freitag, gelang es dem zuständigen Amtstierarzt, in einem Kitzbüheler Großmarkt einen Karton mit 13,62 Kilogramm Kalbsleber zu beschlagnahmen, in dem sich angeblich auch durch das Mittel Chloramphenicol (Cap) kontaminierte Tierorgane befanden. "Die internationale Zusammenarbeit funktioniert!", freut sich Gero Stuller aus dem Büro von Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (FPÖ) über das rasche Aus-dem-Verkehr-Ziehen des Risikomaterials. Erst Donnerstagnachmittag sei das Wiener Ministerium von den niederländischen Behörden auf die antibiotikaverseuchte Fracht hingewiesen worden. Die Antibiotikalebern aus einer Schlachterei in Apeldoorn waren aufgrund eines Fehlers im Untersuchungslabor von Rikilt in den Handel nach Österreich, Frankreich und Deutschland geraten. Heimische Käufer seien zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen, betont Stuller nun. "Soko" schreibt an EU In Wien traf am Freitag indes die nach Auffliegen des mutmaßlichen EU-Fördergeldbetrugs in Martinsberg ins Leben gerufene "Fleisch-Soko" erstmals zusammen. Den Inhalt der etwa 1000 beschlagnahmten Stehordner habe man fertig inventarisiert, erzählte Koordinator Herwig Heller aus dem Finanzministerium dem STANDARD. Mit dem heutigen Tag gehe überdies "im Namen der Soko ein Schreiben an die EU". Man appelliere an die zuständigen Stellen, auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten für Ermittlungen in Sachen Fördergeldbetrug zu sorgen. So wisse man von der Verwicklung deutscher und spanischer Firmen in den illegalen Fleischexport nach Russland. Ebenfalls am Freitag hat die Bull Nahrungsmittel Aktiengesellschaft des in U-Haft sitzenden Martinsberger Schlachthofbesitzers Willibald R. beim Landesgericht Krems den Antrag auf Eröffnung des Ausgleichsverfahrens gestellt. Laut Kreditschutzverband (KSV) beschäftigt das Unternehmen derzeit 25 Dienstnehmer, die rechnerische Überschuldung betrage 1,2 Millionen Euro. Willibald R. habe vor, sein Unternehmen mit einem Partner weiterzuführen, um seine 150 Gläubiger zu befriedigen. (bri/DER STANDARD, Printausgabe 19./20.01.2002)