Ökologie
Naturereignisse und politische Katastrophen wechseln sich in Goma ab
Die jüngere Stadtgeschichte ist eine Chronik des Schreckens
Goma - Seit Jahren liest sich die Geschichte der
kongolesischen Stadt Goma wie eine Chronik des Schreckens:
Naturereignisse und politische Katastrophen wechseln einander ab. Der
letzte Ausbruch des Vulkans Nyiragongo, der diese Woche erneut Lava
spuckte, tötete 1977 rund 2.000 Menschen. Danach folgte für die rund 400.000 Einwohner Gomas eine Zeit
wirtschaftlicher Blüte. Die Stadt auf den Hügeln am Kivusee, der im
Westen der Demokratischen Republik Kongo die Grenze zum Nachbarland
Ruanda markiert, war in den achtziger Jahren ein Touristenziel. Die
Region beherbergt prächtige Nationalparks und ist berühmt für ihre
weltweit einzigartigen Berggorillas im vulkanischen Virungamassiv im
Dreiländereck mit Uganda und Ruanda.
Unruhen in Ruanda
Mitte der neunziger Jahre begann mit den Unruhen in Ruanda auch
der Niedergang Gomas. Im Juli 1994 strömten rund eine Million Hutu
auf der Flucht vor den Tutsi in die Grenzstadt. Die Vereinten
Nationen errichteten Flüchtlingslager im Virunga-Nationalpark.
Hutu-Extremisten der Interahamwe-Milizen und Soldaten der ehemaligen
ruandischen Armee nutzen die Lager fortan als Stützpunkte für
Angriffe auf das Nachbarland Ruanda.
Von dem bereits ausgebluteten und isolierten Goma aus zettelte der
Anfang vergangenen Jahres ermordete Laurent-Desire Kabila schließlich
eine Rebellion gegen den damaligen zairischen Machthaber Mobutu Sese
Seko an. Massakern folgten Plünderungen und Vertreibungen. Als Kabila
1997 an die Macht gelangte und Zaire in Demokratische Republik Kongo
umbenannte, waren die Hutu-Flüchtlinge bereits fast alle wieder nach
Ruanda zurückgekehrt. Nur gut ein Jahr nach der Machtübernahme
Kabilas rebellierten ehemalige Militärs der Streitkräfte und
ruandische Tutsi-Kämpfer gegen den neuen Präsidenten. Der Aufstand
begann wieder im Gebiet um Goma.
Erneut strömten Tausende Flüchtlinge in die Stadt, die keine
internationalen Spenden mehr erhielt. Im September 1998 griffen die
Interahamwe-Milizen zusammen mit den von Kinshasa unterstützten
Maji-Maji-Milizen Goma an. Erst mit der Stationierung von
UN-Beobachtern 2001 kehrte wieder Ruhe ein. Auch der Tourismus und
die örtliche Wirtschaft erwachten wieder zum Leben. Der Ausbruch des
Nyiragongo ist nun ein weiterer Schicksalsschlag. (APA)