Europa
Frankreich: Ex-Innenminister gründet "republikanischen Pol"
Linksnationalist Chevenement "einzige Alternative" bei Präsidentenwahl
Paris - Mehr als 1.000 Sympathisanten des französischen
Linksnationalisten und Präsidentenkandidaten Jean-Pierre Chevenement
("Bürgerbewegung" MDC) haben sich am Samstag in der Defense westlich
von Paris versammelt, um vor den Präsidentenwahlen einen
"republikanischen Pol" zu gründen. Es gelte, nach dem Vorbild der
gegenwärtig regierenden "pluralistischen Linken" einen
"pluralistischen Chevenementismus" zu gründen, meint der
Europaparlamentarier Wiliam Abitbol. Chevenement sagte unterdessen in einem Zeitungsinterview, er sei
"besser platziert" als Regierungschef Lionel Jospin, um in einer
Stichwahl Amtsinhaber Jacques Chirac zu schlagen, und "die einzige
Alternative zum gegenwärtigen System".
An der Veranstaltung am Samstag beteiligten sich zahlreiche
politische Persönlichkeiten aus verschiedenen politischen Lagern.
Unter ihnen befanden sich die Schriftsteller Max Gallo und Edmonde
Charles-Roux, die ehemalige Widerstandskämpferin Lucie Aubrac, der
Kommunist Remi Auchede und der Radikalsozialist Michel Dary (PRG).
Abitbol selbst war auf der Liste "Rassemblement pour la France" (RPF)
des Altgaullisten Charles Pasqua ins Europaparlament gewählt worden.
"Republikanischer Pol für den Sieg"
Zur Unterstützung des Kandidaten Chevenement wurde unter dem
Vorsitz von Gallo ein "Republikanischer Pol für den Sieg" gegründet.
Die Bewegung soll nach Angaben des MDC-Senators Jean-Yves Autexier
zunächst nicht eine politische Partei werden. Sie gliedert sich in
ein politisches Büro mit 25 Mitgliedern sowie ein nationales Komitee
mit 150 Mitgliedern.
Chevenement verstärkte indessen seine Kritik an der Regierung des
sozialistischen Ministerpräsidenten Lionel Jospin, in dessen Kabinett
er von 1997 bis 2000 Innenminister war. "Je mehr die Zeit vergeht,
umso schlechter wird Jospins Bilanz", betonte Chevenement und fügte
hinzu, dass er "viel besser platziert" sei als der Premierminister,
"um Präsident Jacques Chirac bei der Stichwahl zu schlagen".
"Ich bin die einzige Alternative für das gegenwärtige System. Um
Chirac zu schlagen, muss ich natürlich auch Jospin schlagen", betonte
der Ex-Innenminister in einem Interview für die Tageszeitung "Le
Figaro" (Wochenend-Ausgabe). Chevenement fügte hinzu, dass weder
Jospin noch Chirac eine "Vision für die Zukunft" habe. (APA)