Australian Open
Johansson gewinnt in Down Under
Der schwedische Aussenseiter besiegte im Finale Marat Safin in vier Sätzen und holte damit seinen ersten Grand Slam-Titel
Melbourne - Im 25. Anlauf bei einem Grand Slam-Turnier hat Thomas Johansson den großen Coup gelandet. Der 26-Jährige sicherte sich am Sonntag durch einen Vier-Satz-Erfolg im Endspiel der Australian Open in Melbourne über den Russen Marat Safin völlig überraschend seinen ersten großen Titel. Johansson gewann als Nummer 16 gegen die Nummer neun, beim 3:6,6:4,6:4,7:6 (4) machte er Safin an dessen 22. Geburtstag keine Geschenke. Erster schwedischer Sieger seit Wilander
Nach zwei Wochen mit unerwarteten Ergebnissen im Herren-Turnier bildete der Sieg des Hipfl-Bezwingers den fast schon "logischen" Schlusspunkt. Bisher war spätestens in Runde drei für Johansson in Melbourne Endstation gewesen, am Sonntag triumphierte der zweifache Viertelfinalist der US Open als erster Schwede seit Mats Wilander 1988.
Die Form, die der Gewinner von sechs ATP-Turnieren bei seinen vorangegangenen sechs Auftritten im Melbourne Park gezeigt hatte, konservierte er auch für das Finale. Ab dem zweiten Satz war er der bessere Spieler und hatte die Partie jederzeit unter Kontrolle. "Es ist ein Traum, einen großen Titel zu gewinnen, und es ist gut für das Tennis, wenn das neuen Spielern gelingt", sagte Johansson. Er hatte die frühere Schwäche, die körperliche Fitness, zu seiner Stärke gemacht und dürfte erstmals unter die Top Ten der Entry List vorrücken.
Längere Pause ein Vorteil
Johansson gab aber zu, von der längeren Ruhepause vor dem Finale profitiert zu haben. "Das war vielleicht ein Vorteil, denn Marat hatte ein hartes Match gegen Haas und schien Mitte des dritten Satzes etwas müde zu sein." So übernahm er selbst die Initiative. Gegen einen so hart schlagenden Gegner wie Safin sei es wichtig, mit dem ersten Ball Druck zu erzeugen. "Wenn du einmal in der Defensive bist, wird es sehr schwierig gegen ihn."
Johansson verhinderte damit den zweiten Grand-Slam-Titel von Safin nach dessen US-Open-Triumph 2000. Der Russe gab sich aber trotz der verpatzten Geburtstagsparty auf dem Centercourt als fairer Verlierer. "Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt. Als er mir im zweiten Satz den Aufschlag abgenommen hat, veränderte sich der Charakter des Spiels völlig. Da war er zu stark, ich konnte nichts ausrichten."
Drei blonde Damen
Bei der Siegerehrung hatte Safin die Lacher auf seiner Seite. Er dankte unter anderem seiner "Familie". Gemeint waren aber nicht Vater, Mutter oder Schwester, sondern die drei blonden Damen, die ihm während des gesamten Turniers in der Trainerloge die Daumen gedrückt hatten, und die er jeweils als "gute Freundinnen" bezeichnet hatte.
Johansson musste am Sonntag nur vor dem Endspiel zittern. Sein Coach Magnus Tideman hatte am Vorabend vergessen, beim Turnier-Fahrtdienst ein Auto zu bestellen. "Wir mussten uns ein Taxi nehmen und sind gerade noch rechtzeitig angekommen. Die Taxirechnung muss mein Trainer zahlen", erklärte Johansson, der mit 520.000 Dollar (593.000 Euro/8,16 Mill. S) das bisher höchste Preisgeld seiner Karriere kassierte. (APA/SIZ/Reuters)
Ergebnis des Herren-Einzel - Finale:
Johansson (SWE-16) - Safin (RUS-9) 3:6,6:4,6:4,7:6 (4)