Tokio/Kabul - Die internationale Gemeinschaft will
den Wiederaufbau in Afghanistan in den kommenden Jahren mit
Finanzhilfen in Höhe von fast vier Millarden Dollar (4,4 Milliarden
Euro) unterstützen. Die Delegation der afghanischen
Übergangsregierung äußerte sich bei der ersten internationalen
Geberkonferenz am Montag in Tokio "begeistert". Unterdessen nährten
anhaltende Kämpfe zwischen zwei Fraktionen der Nordallianz
Befürchtungen über eine neuerliche Spaltung des Landes. Bei einem
Raubüberfall auf ein UNO-Lebensmittellager im Nordwesten wurden 40
Tonnen Lebensmittel gestohlen. Die USA gingen erstmals auf die Kritik
an Fotos von Gefangenen auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo in
Kuba ein. Wichtigster Partner beim Wiederaufbau Afghanistans ist die EU, die
für dieses Jahr 550 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Deutschland
will in den nächsten vier Jahren 320 Millionen Euro zahlen,
Österreich 12,3 Millionen Euro.
Japan eifriger Spender
Japan will Afghanistan in den kommenden zweieinhalb Jahren mit 565
Millionen Euro unter die Arme greifen. Die USA sagten für das
kommende Jahr umgerechnet 336 Millionen Euro zu. US-Außenminister
Colin Powell betonte auf seinem Rückflug nach Washington, in den
vergangenen beiden Jahren seien bereits 450 Millionen Euro geflossen.
Großbritannien kündigte umgerechnet rund 327 Millionen Euro in den
kommenden fünf Jahren an. Die asiatische Entwicklungsbank und die
Weltbank versprachen jeweils 565 Millionen Euro.
Mehr als 1,13 Milliarden Euro der zugesagten Mittel sollen bereits
in diesem Jahr fließen. Schätzungen waren von einem Bedarf von über
17 Milliarden Euro für die nächsten zehn Jahre ausgegangen.
Der afghanische Übergangs-Regierungschef Hamid Karsai erinnerte in
einer bewegenden Rede vor den Vertretern von mehr 60 Geberländern und
22 internationalen Organisationen an die Not in seinem Land. Er
forderte die Geberländer auf, den Worten Taten folgen zu lassen und
die Auslandsschulden seines Landes zu streichen.
Gefechte im Norden des Landes
Unterdessen ist die Sicherheitslage in Afghanistan weiter prekär.
Bewaffnete Anhänger verschiedener Fraktionen der Übergangsregierung
lieferten sich Gefechte um den Bezirk Kala Saal im Norden des Landes.
Dabei seien mindestens elf Menschen getötet worden, meldete die in
Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP am Montag.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) beklagte
vereinzelte Fälle von Plünderungen, die die Hilfsmaßnahmen
behinderten. In der nordwestlichen Provinz Farjab hätten Bewaffnete
in den vergangenen Tagen Mitarbeiter einer nichtstaatlichen
Hilfsorganisation bedroht und schließlich 40 Tonnen Lebensmittel aus
einem Lagerhaus gestohlen, sagte WFP-Sprecher Khaled Mansour in
Islamabad. (APA/dpa)