Hamburg/Hannover - Der Kivu-See am Fuß des kongolesischen Katastrophenvulkans Nyiragongo birgt wegen seines Gehalts von Methan und Kohlendioxid erhebliche Gefahren für die vor der Lava flüchtenden Menschen. Die Wahrscheinlichkeit einer Gas-Katastrophe sei jedoch weit geringer als 1986 am nahe gelegenen Nyos-See, sagte der deutsche Geowissenschafter Klaus Tietze in einem dpa-Gespräch. Damals hatte eine riesige Kohlendioxid-Wolke aus dem Wasser 1.700 Menschen getötet. In normalen Zeiten könnte das im Kivu-See gebundene Methan auch gewonnen und für die Menschen nutzbar gemacht werden, sagte Tietze. Durch den Wasserdruck wird nach Angaben Tietzes Methan und Kohlendioxid in den tiefen Schichten des See gebunden, so wie Kohlensäure in einer Sprudelflasche. "Wenn sehr heiße Lava einströmt, kann sich das Wasser so stark erwärmen, dass es mit dem Gas aufsteigt", sagte der Wissenschafter, der die Beschaffenheit des Kivu-Sees für das Geozentrum Hannover untersucht hatte. In Fontänen frei werdendes Methan könnte in der Luft explodieren. "Das Kohlendioxid könnte sich in Bodennähe ausbreiten und Menschen ersticken." Entgasungsprojekt Seit Jahren versucht Tietze nach eigenen Angaben, unter anderem das Bundesentwicklungsministerium für ein Entgasungsprojekt am Kivu- See zu überzeugen. Das Methan könne gewonnen und zur Stromerzeugung genutzt werden, sagte der Wissenschafter. "In 485 Metern Tiefe gibt es 0,35 Kubikmeter Methan pro Kubikmeter Wasser", sagte Tietze. Während das Kohlendioxid aus dem in den Rift-See strömenden Grundwasser stammt, entsteht das Methan bakteriell. Eine Verschmutzung des Grundwassers, wie sie die Hilfsorganisationen für die rund 400.000 Flüchtlinge fürchten, drohe vor allem der Region im Norden der Flüchtlingsstadt Gisenyi, die nahe des Vulkans gelegenen ist, sagte Tietze. "Lava enthält jede Menge verschiedene Mineralien und Schwefeldioxid." Regen könne dies im Prinzip herauslösen und so das Grundwasser vergiften. (APA/dpa)