Jammu - Ein Überfall mutmaßlicher muslimischer Extremisten auf ein Dorf im indischen Teil Kaschmirs droht die Spannungen zwischen Indien und Pakistan erneut zu verschärfen. Bei dem bisher schwersten Massaker an Zivilisten seit Beginn des harten Vorgehens der pakistanischen Regierung gegen muslimische Extremisten und Terrorgruppen wurden elf Dorfbewohner getötet, darunter acht Kinder. Wie die indische Nachrichtenagentur UNI am Montag meldete, stürmten in der Nacht 20 Mitglieder der militanten Moslemgruppe Lashkar-e-Toiba nacheinander zwei Häuser eines Dorfes im Bezirk Punch und eröffneten das Feuer, nachdem die Bewohner ihnen Unterschlupf verweigert hatten. Bei der Attacke seien zudem zwei Menschen verletzt worden. Der Polizeichef von Jammu-Kaschmir, Ashok Suri, erklärte, bei den Tätern handele es sich vermutlich um militante Islamisten, die von Pakistan aus operierten. Im indischen Teil der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Region ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Massakern an Zivilisten gekommen. Indien macht Lashkar-e-Toiba, die ihr Hauptquartier in Pakistan hat, auch für den Anschlag auf das Parlament in Neu Delhi vom 13. Dezember verantwortlich. Pakistan hat die Gruppe inzwischen verboten, nachdem Indien ihre Zerschlagung gefordert hatte. Nach der Terrorattacke hatten sich die Spannungen zwischen den beiden Atommächten bis zur Kriegsgefahr gesteigert. Neue Gefechte an der Trennlinie Die Nachrichtenagentur UNI meldete außerdem neue Gefechte an der Trennlinie in Kaschmir zwischen pakistanischen und indischen Einheiten. Dabei sei ein indischer Polizist verletzt worden. Pakistanische Soldaten hatten laut UNI ohne Anlass das Feuer eröffnet, woraufhin indische Einheiten den Beschuss erwiderten. Der indische Außenminister Jaswant Singh versprach unterdessen, pakistanische Kriminelle, die sich in Indien versteckten, aufzuspüren und an Pakistan auszuliefern. Voraussetzung dafür sei, dass Pakistan der indischen Regierung eine entsprechende Namensliste zukommen lasse. Singh reagierte damit auf Äußerungen seines pakistanischen Kollegen Abdul Sattar, der die Übersendung einer Fahndungsliste angedeutet hat. Terrorliste Indien seinerseits hat Pakistan kürzlich eine Liste mit den Namen 20 Personen übergeben, die von Indien wegen terroristischer Gewalttaten gesucht werden. Bei den Gesuchten handelt es sich zumeist um Inder. Die indische Regierung fordert deren Auslieferung als Schritt zu einem Abbau der Spannungen zwischen beiden Ländern. Ministerpräsident von Pakistanisch-Kaschmir stellt sich quer Ein Streit über die Auslieferung von Verdächtigen hat im indisch-pakistanischen Konflikt um Kaschmir für neuen Zündstoff gesorgt. Der Ministerpräsident des pakistanischen Teils der zwischen beiden Ländern umstrittenen Himalaja-Region, Sardar Sikander Hayat Khan, warnte die Regierung in Islamabad am Montag vor der Auslieferung so genannter Freiheitskämpfer an Indien. Im Auslieferungsstreit sagte Hayat Khan der Nachrichtenagentur AP, er werde sich jeder Übergabe kaschmirischer Mudschahedin an Indien widersetzen. Er werde diese Frage mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf erörtern und ihn auffordern, keinen Pakistanis an Indien auszuliefern. Trotz des Verbots der Guerillaorganisationen Lashkar-e-Tayyaba und Jaish-e-Mohammed durch Musharraf werde er kein Mitglied der beiden Gruppen festnehmen oder deren Büros schließen lassen, sagte Hayat Khan weiter. (APA/AP)