Zeit
Echnatons Goldsarg kehrt in seine Heimat zurück
Nach jahrelangem Tauziehen verzichtet Bayern auf Gegenleistungen
Kairo/München - Nach einem jahrelangen Tauziehen
zwischen Bayern und Ägypten kehrt der Goldsarg des Pharaonenkönigs
Echnaton in seine Heimat zurück. Der Präsident der ägyptischen
Altertümerverwaltung, Gaballah Ali Gaballah, ist nach offiziellen
Angaben aus Ägypten am Sonntag nach Deutschland aufgebrochen, um das
wertvolle Stück aus München zurück zu holen. Nach Unstimmigkeiten
über die Rückführung des unteren Sargteiles hatte Bayerns
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) Ägypten im Mai vergangenen
Jahres zugesagt, ihn ohne Gegenleistung zurück zu geben. Zeitweise drohte der Schatz aus der Pharaonenzeit die guten
Beziehungen zwischen Bayern und Ägypten ernsthaft zu belasten. Da der
Sargteil in Bayern für rund 100.000 Euro rekonstruiert worden war,
sollte Ägypten ursprünglich mit anderen Kunstgegenständen als
Dauerleihgabe für die Rückgabe bezahlen. Das stieß in Kairo aber auf
Widerstand.
Letzter Blick
Vor der Reise in die Heimat war der Sarg am Sonntag zum letzten
Mal in einer Ausstellung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in
München zu sehen. Für die Ausstellung hatte Ägypten das Oberteil des
Sarges aus dem Ägyptischen Museum in Kairo zur Verfügung gestellt.
Erstmals nach mehr als 3000 Jahren wurde er damit in München mit dem
rekonstruierten Unterteil des Sarges zusammengeführt.
Um den Goldsarg ranken seit Jahrzehnten Rätsel. 1907 wurde er im
Grab 55 im Tal der Könige entdeckt. Womöglich hatte er mehr als 3000
Jahre zuvor den Leichnam von Echnatons Geliebter Kija oder gar seiner
Gemahlin Nofretete beherbergt. Den Sargdeckel können Besucher seit
1915 im Ägyptischen Museum in Kairo bewundern, das Unterteil
verschwand. Für das Jahr 1931 verzeichnen die Bücher des Museums die
Wanne als "vermisst".
1980 machte der damalige Leiter des Ägyptischen Museums in München
eine Aufsehen erregende Entdeckung. Bei einem Schweizer Sammler und
Kunsthändler stieß er auf einen Klumpen aus zerdrücktem Gold, Holz
und Edelsteinen - die Reste des Pharaonensargs. Der Sammler erklärte
sich bereit, dem Land Bayern die Sargteile zur Restaurierung zu
überlassen. Zur Bedingung machte er, dass der Sarg später wieder
zurück nach Kairo müsse. (APA/dpa)