Die Trägerorganisationen des Österreichischen Presserats werden in den kommenden Monaten in Gespräche eintreten, um bis Jahresmitte "die organisatorischen und statuarischen Grundlagen neu zu überdenken", lautete am Montag das Ergebnis der Vollversammlung des Presserats. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die Tätigkeit des Presserats unverändert fortgeführt werden. Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) hatte im Dezember seine Teilnahme am Presserat aufgekündigt.Persönliche Gründe Paul Twaroch, Vorsitzender des Presserates, erklärte indes am Montag seinen Rücktritt. "Nicht vergrämt, sondern zum richtigen Zeitpunkt". Er führte persönliche Gründe ins Treffen: Diese seien sowohl "strukturelle, organisatorische und finanzielle Hemmnisse, die ihm Grenzen gesetzt" hätten, als auch sein bevorstehender 70. Geburtstag. Twaroch übte den Vorsitz als Vertreter des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) aus, turnusmäßig wäre am Montag ein Vorsitzender aus der Gewerkschaft - neben VÖZ, Presseclub Concordia und Zeitschriftenverband die vierte Trägerorganisation - zu bestellen gewesen. Man habe aber beschlossen, bis zur Jahresmitte mit dem "alten" Präsidium weiter zu arbeiten. Vorsitz: Vecsei, Karas, Krawagna-Pfeifer Den Vorsitz üben nun die Stellvertreter Paul Vecsei, Christa Karas (beide für die Journalistengewerkschaft) sowie Katharina Krawagna-Pfeifer (für den VÖZ) aus. VÖZ-Generalsekretär Walter Schaffelhofer dankte Twaroch: "Man kann mit Recht sagen, dass er unter den gegebenen schwierigen Umständen das Bestmögliche aus dem Presserat gemacht hat." Nun aber soll bis Jahresmitte eine Einigung über die weitere Form der Selbstkontrolle heimischer Printmedien erzielt werden. Die Vollversammlung empfahl den Trägerverbänden die Einladung des Presseclubs Concordia zu Gespräche zu diesem Themenkreis anzunehmen. "Man versucht, aus der verfahrenen Situation, die nach der Ankündigung des VÖZ im Dezember entstanden ist, durch diese Gespräche wieder herauszukommen", so Andy Kaltenbrunner, von der Concordia entsandtes Mitglied. In Verlegerkreisen wurde betont, dass man "nie die Tür für Gespräche zugeschlagen" habe, diese aber formal und konstruktiv geführt werden müssten. VÖZ hofft auf konstruktive Gespräche Seitens des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wurde am Montag der Hoffnung Ausdruck verliehen, "dass die Zeit bis Jahresmitte nun zu konstruktiven Gesprächen genutzt wird", wie VÖZ-Sprecher Hannes Schopf gegenüber der APA erklärte. "Der heutige Beschluss ändert nichts daran, dass der Verband die Vereinbarung über die Einrichtung des österreichischen Presserates aufgekündigt hat", betont er. Die Frist, binnen der man versuche, in gemeinsamen Gesprächen zu einem Ergebnis zu kommen, sei damit aber "bis zur Jahresmitte ausgedehnt" worden. Unglücklich über "Presserat mit Ablaufdatum" Wirklich zufrieden mit der am Montag erzielten Vereinbarung waren nicht alle Teilnehmer an der Vollversammlung - manche zeigten sich unglücklich über einen "Presserat mit Ablaufdatum". Immerhin wurde aber das heutige Ergebnis als von Teilnehmern als indirekte Rücknahme der VÖZ-Kündigung gewertet. Einstimmig beschlossen wurde am Montag ein Arbeitspunkt für die nächste Sitzung: Entschieden wurde, von sich aus im Rahmen der Vollversammlung ein Verfahren in Sachen "Kronen Zeitung" rund um das Anti-Temelin-Volksbegehren aufzunehmen. Vor allem, dass sich prominente Unterschreiber von der "Krone" missbraucht sahen, soll dabei genauer untersucht werden. (APA)